Last And First Men Jóhann Jóhannsson & Yair Elazar Glotman
Album info
Album-Release:
2020
HRA-Release:
28.02.2020
Album including Album cover Booklet (PDF)
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- Jóhann Jóhannsson (1969 - 2018) & Yair Elazar Glotman (b. 1987):
- 1 Prelude 02:35
- 2 A Minor Astronomical Event 03:39
- 3 A Move To Neptune 03:47
- 4 Physical Description Of The Last Human Beings 04:36
- 5 Architecture 05:00
- 6 Supreme Monuments 01:48
- 7 Telepathic Unity 01:58
- 8 Childhood / Land Of The Young 05:35
- 9 The Navigators 08:08
- 10 The Sun 01:28
- 11 A New Doom 02:54
- 12 Task No. 1: The Scattering Of Seeds 01:56
- 13 Task No. 2: Communicating With The Past 01:05
- 14 The Last Office Of Humanity 02:11
- 15 Slow Destruction Of Neptune 04:25
- 16 The Few That Prevail 02:01
- 17 The Last Men 03:19
- 18 Remembrance Of The Past 02:34
- 19 The Universal End 01:23
- 20 Epilogue 05:08
Info for Last And First Men
Basierend auf dem gleichnamigen Kult-Science-Fiction-Roman von Olaf Stapledon verbindet Jóhann Jóhannsson in seinem Opus Magnum Last and First Men kunstvoll Musik, Film und Erzählung gesprochen von Hollywood-Star Tilda Swinton, zu einer poetischen Meditation über Erinnerung und Verlust.
Jóhann Jóhannsson war ein Meister darin, Geschichten eindringlich und vielschichtig in Musik zu übersetzen und den emotionalen Subtext der Bilder mit subtil wirkender Klangkraft freizulegen. Dabei hat sich Jóhannsson neben der Erarbeitung seiner intimen Konzeptalben insbesondere mit der Komposition einzigartiger Soundtracks einen Namen gemacht, etwa zu “Prisoners” oder "Arrival". Bei dem Film-Kunstwerk “Last and First Men”, das nun knapp zwei Jahre nach Jóhannssons Tod veröffentlicht wird, wagte der Komponist erstmals den Schritt über die Musik hinaus. So kreierte er hierfür nicht nur die Musik, sondern auch den filmischen Stoff und ließ Bilder, Erzählung und Klang eindringlich miteinander verschmelzen. Der entstandene Film hat nun bei der Berlinale seine Weltpremiere gefeiert und als berührendes Vermächtnis und ebenso beklemmendes wie faszinierendes Gesamtkunstwerk beeindruckt.
Mystische Symbiose von Bild, Text und Musik: Jóhannsson hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, einen eigenen Film zu schaffen. Die inspirierende Grundlage zu “Last and First Men” fand er schließlich im Kunstbuch “Spomenik” des niederländischen Fotografen Jan Kempenaers, in dem Farbdrucke brutalistischer Kriegsdenkmäler zu sehen sind, die zwischen 1960 und 1980 in der ehemaligen jugoslawischen Republik errichtet wurden. “Die Spomeniks wurden von Marschall Tito, dem Diktator und Schöpfer Jugoslawiens, in Auftrag gegeben”, erklärte Jóhannsson. “Tito konstruierte diesen künstlichen Staat, ein utopisches Experiment, das die slawischen Nationen mit so vielen unterschiedlichen Religionen vereinte. Die Spomeniks waren als Symbole der Vereinigung gedacht. Die Architekten konnten keine religiöse Ikonographie verwenden, also schauten sie stattdessen auf prähistorische, Maya- und sumerische Kunst. Deshalb sehen sie so fremd und unirdisch aus”. Fasziniert von der symbolischen Komplexität und fremden Ästhetik dieser Spomeniks, verbrachte Jóhannsson mit dem norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen einen Monat auf dem Balkan, und filmte die Denkmäler in ihrer Umgebung auf 16mm-Schwarzweißfilm. “Wir wollten diese Skulpturen auf formalistische Weise filmen, um ihre seltsame asymmetrische Schönheit zu betonen”, so Jóhannsson. Als begleitende Erzählung zu den forschenden Bewegungen der Kamera durch die fremden Landschaften wählte Jóhannsson den Kult-Science-Fiction Roman “Last and First Men” des Autors Olaf Stapledon, in dem dieser eine Geschichte des Sonnensystems über zwei Milliarden Jahre hinweg skizzierte. Für den Film wurde der melancholische Text von der renommierten schottischen Schauspielerin Tilda Swinton eingesprochen und lässt im Zusammenspiel mit den mystisch wirkenden Filmaufnahmen und Jóhannssons soghaft dichter Musik ein beklemmendes Stimmungsbild entstehen.
In memoriam Jóhann Jóhannsson: Fertigstellung des Filmprojekts durch enge Vertraute: Eine frühe Version von “Last and First Men” wurde bereits im Juli 2017 im Rahmen des Manchester International Festival aufgeführt, damals mit Jóhannsson am Harmonium, begleitet von der dänischen Sopranistin Else Torp, der australischen Sopranistin Kate Macoboy und dem BBC Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Daníel Bjarnason. Diese unterschied sich gleichwohl stark von der Endversion des Films. Als Jóhann Jóhannsson am 9. Februar 2018 im Alter von 48 Jahren in Berlin verstarb, befand er sich mitten in der Überarbeitung seiner ersten Version des Stoffes und hatte sich hierzu bereits intensiv mit dem Berliner Komponisten und Klangkünstlers Yair Elazar Glotman ausgetauscht. Dieser wurde schließlich acht Monate nach Jóhannssons Tod damit beauftragt, den Soundtrack zu “Last and First Men” entsprechend der Vision von Jóhannsson zu beenden. Während Jóhannssons Kameramann und Regieassistent Sturla Brandth Grøvlen an der Fertigstellung des Films arbeitete, feilte Glotman fast ein Jahr lang an der Filmmusik und arbeitete statt mit Orchester mit einzelnen Musikern wie der Cellistin und Sängerin Hildur Guðnadóttir oder den Mitgliedern des innovativen Ensembles Theatre of Voices zusammen, die mit Jóhannsson über viele Jahre hinweg eng vertraut gewesen waren. So wurde die Fertigstellung des Films zur gemeinsamen Trauerarbeit und künstlerischen Vollendung von Jóhannssons Vision. “Last and First Men” bot denjenigen, die mit Jóhann gearbeitet hatten, eine Möglichkeit, zu seinem letzten Projekt beizutragen", so Glotman. “Es war eine Gelegenheit für mich und andere, mit seinem Verlust umzugehen. Wir wussten, dass dieses Projekt für Jóhann wirklich wichtig war. Es zu beenden, war unsere Art, sein Andenken zu ehren”.
Yair Elazar Glotman
Hildur Gudnadottir
Jóhann Jóhannsson
Budapest Art Orchestra
Jóhann Jóhannsson
Er ist ein preisgekrönter zeitgenössischer Komponist, Musiker und Produzent. Jóhann Jóhannsson, 1969 in Island geboren, verbindet in seiner Arbeit elektronische Klänge mit klassischer Orchestrierung. Sein Werk ist gekennzeichnet durch Einflüsse von Barockmusik, Minimalismus, Drone und elektroakustischer Musik – und findet international Anerkennung. Sein neuester Soundtrack für den Thriller Sicario des Regisseurs Denis Villeneuve wurde nominiert für den Oscar®, BAFTA und Critic's Choice als beste Originalkomposition. 2015 erhielt Jóhannsson den Golden Globe für seine Musik zu Die Entdeckung der Unendlichkeit, James Marshs Filmbiografie über das Leben des Physikers Stephen Hawking, sowie Nominierungen für den Oscar, BAFTA, Grammy und Critic's Choice.
Mit elf Jahren bekam Jóhannsson seinen ersten Klavier- und Posaunenunterricht in seiner Heimatstadt Reykjavík. Doch noch in der Oberschule gab er die formale Musikausbildung auf. Zu eng schienen ihm die Grenzen des Studienfachs Musik. Nach einem Literatur- und Sprachstudium an der Universität schrieb er zehn Jahre lang Musik für Indie-Rock-Bands, in denen er auch spielte. Er nutzte dröhnend übersteuerte und Feedback verstärkte Gitarrenklänge, um Stücke zu komponieren und komplexe, mehrschichtige Klangwelten zu gestalten. Durch die digitale Manipulation akustischer Instrumente schuf Jóhannsson eine Musik, die akustische und elektronische Klänge zu etwas ganz Individuellem und Neuem verband.
Sein erstes Album, Englabörn, erschien 2002 beim britischen Label Touch. Es zeigt vielerlei Einflüsse von Erik Satie, Bernard Herrmann, Purcell und Moondog bis zu elektronischer Musik, wie sie von Labels wie Mille Plateaux und Mego veröffentlicht wurde. Zu seinen späteren Arbeiten gehören Virðulegu Forsetar (2004) für Blechbläser, elektronische Drones und Schlagzeug sowie die Orchester-Alben Fordlândia (2008) und IBM 1401 – A User's Manual (2006). Letzteres war inspiriert von den Tönen der elektromagnetischen Prozesse der ersten, bahnbrechenden IBM-Großrechner. 2010 arbeitete Jóhannsson mit dem Avantgarde-Filmemacher Bill Morrison an The Miners' Hymns, einer lyrischen und nachdenklichen Betrachtung über die verlorene industrielle Vergangenheit Großbritanniens und das Erbe der Bergbau-Reviere im Nordosten Englands. Die Filmmusik, die als konzertante Aufführung konzipiert ist und auch als Album erschien, verbindet Blechbläser, Orgel und Elektronik.
Außer seinen Soundtracks für Hollywood schuf Jóhannsson auch die Musik für eine Reihe erfolgreicher anderer Filme und Dokumentationen wie Lou Yes Mystery, János Szász' Tagebuch einer Verrückten und Max Kestners Träume in Kopenhagen. Im letzten Jahr vollendete er seinen ersten Kurzfilm als Regisseur, Ende des Sommers (2015). Der Film ist eine langsame, hypnotische Reise durch die herben Landschaften der entlegenen Insel Südgeorgien und der antarktischen Halbinsel, wobei die Bilder von einem eindringlichen Soundtrack begleitet werden. Als Komponist von Orchester-, Kammer- und Bühnenmusik hat er unter anderem Werke für das Winnipeg Symphony Orchestra, Bang on a Can, Theatre of Voices, Det Norske Teater und das isländische Nationaltheater geschrieben.
Jóhann Jóhannsson, der zurzeit an einem großen neuen audiovisuellen Werk arbeitet, wird demnächst mit seinem ersten Studio-Album seit sechs Jahren sein Debüt bei Deutsche Grammophon geben. Orphée, das im September 2016 erscheint, ist von unterschiedlichen Interpretationen des Orpheus-Mythos inspiriert und arbeitet mit einer großen Klangpalette – akustische Instrumente und Elektronik –, um die Grenzen zwischen Dunkelheit und Licht zu erkunden. Es handelt von Unbeständigkeit, Erinnerung und dem ungreifbaren Wesen der Schönheit und feiert schließlich die Kunst und ihre Kraft der Erneuerung.
Booklet for Last And First Men