Der gut siebzigjährige Gitarrist und Songschreiber Kevin Moore, alias Keb-Mo wird gerne als Bluesmusiker kategorisiert, weil aus dem Dunstkreis des Blus kommend diesem schon seit langen huldigt, obwohl er bereits früh seinen eigenen Stil entwickelt hat, der auf seinem neuen Album Good To Be in Reinkultur festgehalten ist. „Versteht mich nicht falsch“, stellt er klar, „der Blues ist ein sehr wichtiger Teil meiner Erfahrung, aber er ist nicht alles, was ich musikalisch bin“. Diese Aussage unterstreicht er mit einer Sammlung von Eigenkompositionen, die sich definitiv nicht in die Blues-Schublade stecken lassen, sondern unter anderem deutlich Country-Flair besitzen und Rock bis Soul huldigen und ebenso gut als Americana durchgehen. „Dieses Album zeigt, wo ich im Moment stehe“, sagt Keb Mo. „Es passt vielleicht nicht genau in eine bestimmte Kategorie, auch wenn das Musikbusiness und die Algorithmen mich gerne in das Blues-Genre einordnen. Versteht mich nicht falsch, der Blues ist ein sehr wichtiger Teil meiner Erfahrung, aber er ist nicht alles, was ich musikalisch bin. Vor Jahren bin ich in L.A. herumgefahren, habe Blumen ausgetragen und im Radio einige der größten Künstler aus Nashville gehört, und jetzt, wo ich eine Weile hier lebe, hat mich das wahrscheinlich noch mehr geprägt. Das Album mag also 'all over the place' sein, aber der gemeinsame Nenner werde immer ich sein.“
Keb‘ Mo' hat die mit akustischer Gitarre begleiteten Songs auf Good to Be selber geschrieben oder zumindest mitgeschrieben, mit Ausnahme seiner sehr gelungenen Coverversion von Bill Withers' „Lean on Me“. Mit dem Titelsong huldigt er liebevoll seinem Geburtsort Camden: „It’s good to be here/ It’s good to be anywhere/ It’s good to be back/ It’s good to be home again/ Back on the block, back in the hood / Who would've known, that it would feel so good/ This is the place, that made me strong / I gotta whole lotta memories, I've been gone too long”.
Ein zentraler, weil sehr persönlich gehaltener Song des neuen Albums, der außerdem den speziellen Stil von Keb‘ Mo‘ in Reinkultur präsentiert ist “The Medicine Man“. Teils Predigt, teils Gute-Laune-Song, ist seine Botschaft in Worten verpackt, die harmlos daherkommen, die es jedoch knüppeldick in sich haben: „Die ganze verdammte Welt singt den Blues / Der Präsident hat verloren, aber er will nicht gehen / Mutter Erde, sie braucht ein wenig Hilfe, weißt du/Ich kann nicht sagen, was die Zukunft bringt / Sie könnte sich in Scheiße verwandeln, sie könnte sich in Gold verwandeln / Vielleicht könnten die Bienen den Schweinen das Fliegen beibringen / Aber ich werde einfach jeden lieben, bis zum Tag, an dem ich sterbe“.
Good To Be – Nomen est Omen – ist im Übrigen über weite Strecken durchaus dazu ausgerichtet, beim Zuhörer entspannendes Wohlgefühl aufkommen zu lassen, was dem Album ja keineswegs negativ anzulasten ist. Vor allem aber versteht es Keb‘ Mo‘auf Good To Be meisterlich, ausgehend vom Blues zusammen mit Elementen des Country , des Rock, des Soul und Funk den Blues nicht nur aufzupeppen, sondern aus dem Gemisch völlig unverkrampft etwas Neues zu schaffen, das den Zuhörer aus dem Stand heraus anspricht und für sich einnimmt. Ein wirklich gelungenes Album.
Keb' Mo', Gesang, Gitarre