Der norwegische Pianist Kjetil Mulelid gilt trotz seines relativ jungen Alters als einer der großen. Er ist vielseitig, in diversen Projekten engagiert, heimst Preise ein und nun hat er etwas Neues gemacht: Statt eines Solo-Albums oder einer Einspielung im Trio zählt das Ensemble, das sein gerade erschienenes Album Agoja in Klang übersetzt hat, ein Dutzend Mitmusiker. Oder insgesamt 13 Interpreten. Ob das Glück bringt?
Sicher ist schon mit den ersten Takten: Es bringt Klangfülle. Und zwar in einer sehr ausgewogenen und angenehm schmeichelnden Weise. Wobei Muleleid jeden der insgesamt acht Titel in einer anderen Besetzung darbietet – mal im Duo mit Trompete, Vibrafon oder Steel Guitar, mal im Duo mit Tenor-Saxophon und Trompete, mal im Trio mit Tenor-Saxophon, Bass und Schlagzeug; jeder Titel erhält seinen eigenen Charakter, in der Komposition an sich wie auch im Klang. Das ist ungewöhnlich, aber spannend, und es illustriert eindrucksvoll die Variabilität Mulelids.
Einzuräumen ist, dass die Titel im Gegensatz zu den Experimenten bei der Besetzung in Melodik und Rhythmik eher konventionell sind. Provokationen unterbleiben ebenso wie echte Überraschungen. Berechenbar ist es zwar auch nicht, trotzdem wirkt es vertraut. Das macht es zu einem netten Begleiter.
Rein klanglich ist Agoja gleichfalls gelungen. Die Stücke sind mit Wärme gemischt und lassen viel Luft, damit sich die Instrumente entfalten können. Die Bühne ist immer passend zum jeweiligen Ensemble gewählt, die Klangquellen sind perfekt lokalisierbar und trotzdem ist es kein akademisches Reißbrettalbum, auf dem jeder seinen fest definierten unverrückbaren Platz hat, steif und ausgestopft wie im Museum.
Mit Agoja ist Kjetil Mulelid ein schönes Album gelungen, das viel Abwechslung in hoher musikalischer wie klanglicher Qualität bietet. Sicher ein Hörtipp. (Thomas Semmler, HighResMac)
Kjetil Mulelid, Klavier