Zeitgenössische Komponisten der Klassiksparte finden im Konzertpublikum selten nennenswerten. Weitverbreitet konservative Konzertprogramme künden davon. Ganz anders sieht es im Falle des gerade einmal 50-jährigen schwedischen Komponisten Albert Schnelzer aus, der es geschafft hat, dass seine zahlreichen Werke im Konzertalltag zunehmend eine Rolle spielen. Fern extrem anspruchsvoll konzipierter neuer Musik, deren Inhalt nur absoluten Experten zugänglich ist, zeichnen sich die Werke des Schweden durch eine ansprechende Gestalt und eine angenehme Klanglichkeit aus, die es dem Publikum relativ leicht macht, nachzuvollziehen, was der Komponist durch sie und mit ihnen sagen möchte. Dabei sind diese Werke alles andere als trivial konzipiert. Sein bislang erfolgreichstes Orchesterwerk A Freak in Burbank aus dem Jahr 2008, dem das neue Album von Albert Schnelzer seinen Namen verdankt, öffnete dem Komponisten die Türen zu großen Konzertsälen wie der Royal Albert Hall, der Berliner Philharmonie und dem Concertgebouw Amsterdam. Die Liste seiner bislang erschienen Werke umfasst neben Orchesterkompositionen, Konzerten, und einem breiten Spektrum an Kammermusik eine abendfüllende Oper. Abgesehen von der Oper bietet das aktuelle Album einen Querschnitt durch das Schaffen von Albert Schnelzer.
Laut Albert Schnelzer war das Orchesterstück A Freak in Burbank "ein Stück für Kammerorchester mit einer Art Haydn-Twist", angeregt durch die Lebensgeschichte und den zum Teil skurrilen Werken des amerikanischen Filmregisseurs Tim Burton, der mit Beetlejuice und Edward Scissorhands bekannt wurde. "Der Humor und die burlesken Qualitäten [von Tim Burtons Filmen] waren etwas, das ich interessant fand... Als er mir in den Sinn kam, hat er das Stück mehr oder weniger übernommen." Burn My Letters - Remembering Clara ist ein für Kammerorchester konzipiertes Stück, das ein höchst lebendiges Bild von der Schaffenskraft der Komponistin und Solistin Clara Schumann zeichnet. Das zweite Violinkonzert entführt den Hörer in den Schwebezustand zwischen Wachsein und Schlaf. Mit Frozen Landscape für Cello und Klavier eine nordschwedische Berglandschaft porträtiert, Apollonian Dances für Violine und Klavier spiegelt anhand von Klezmer Melodien Episoden aus der Jugend des griechischen Gottes Apoll durch und Dance with the Devil ist tatsächlich ein Teufelstanz am und für das Klavier.
Die Orchester- und Kammerorchesterwerke auf A Freak in Burbank werden von der Västeras Sinfonietta unter ihrem Chef Simon Crawford-Phillips präzise und mit dem erforderlichen Charm realisiert. Der Widmungsträger Ilya Gringolts sorgt im Violinkonzert für eine umwerfende Interpretation des Soloparts, die zusammen mit dem Orchesterpart die Absicht des Komponisten überzeugend verwirklicht, den Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachsein als Hörspektakel zu inszenieren. Henrik Mawe tanzt den Teufelstanz auf den Tasten seines Klaviers in geradezu satanischer Verzücktheit, während David Huang am Klavier die Geigerin Cecilia Zilliacus in den Tänzen des Apolls und den Cellisten Jakob Koranyi stilsicher begleitet.
Das Album A Freak in Burbank erweist sich als genialer Appetitmacher für das für ein breites Publikum problemlos zugängliche, spannend gestaltete Werk des schwedischen Komponisten Albert Schnelzer.
Henrik Måwe, Klavier
Cecilia Zilliacus, Violine
David Huang, Klavier
Jakob Koranyi, Cello
Ilya Gringolts, Violine
Västerås Sinfonietta
Simon Crawford-Phillips, Dirigent