Sängerinnen mit ausdrucksstarken, individuell geformten Stimme sind in den USA ja keine Seltenheit. Vor allem der Jazz lebt seit jeher von diesen großartigen Ladys zumeist afroamerikanischen Ursprungs. Und dann gibt es da noch die Ausnahmesängerinnen, deren Stimmen Jazz-Geschichte geschrieben habe, wie die Bürgerrechtlerin Nina Simone, Billie Holiday und Sarah Vaughan, um nur einige zu nennen. Ganz klar auf dem Weg in diese Riege von Ausnahmesängerinnen befindet sich die junge Souljazz-Sängerin Marley Munroe, die unter ihrem Künstlernamen Blackbird mit ihrem Debutalbum Black Acid Soul neben eigenen Songs vor allem Songs aus den sechziger Jahren ihrer großen Vorgängerinnen Nina Simone, Tim Hardin, Irma Thomas und anderen covert. Die Leichtigkeit und die Überzeugungskraft ihrer Stimme kommen wie selbstverständlich, singt sie doch seit ihrer Kindheit vor Publikum.
Aufgenommen wurde Black Acid Soul bei Sunset Sound im "Prince's Studio" (III). Begleitet wurde die Sängerin von einem Quintett aus versierten Musikern, denen es spielerisch gelingt, die Klangwelt der sechziger Jahre für dieses Album wiederzubeleben. Vom Start weg gelingt es der Sängerin mit ihrer Nina-Simone-Coverversion von „Blackbird“ durch luxuriösen Klang beim Zuhörer eine Gänsehaut auszulösen, zumal es ihr gelingt, den dem Song innewohnenden Schmerz mit warmer Stimme glaubhaft zu vermitteln. Das Ganze wirkt derart echt und natürlich, dass man vergisst, was für eine ausgefeilte Technik hinter dieser Leistung steht. Die Coverversion von Reuben Bells „It's Not That Easy“ kündet von der großen Kunst dieser Sängerin ihre Stimme zu zügeln und dadurch eine geradezu unheimliche Spannung zu erzeugen. „Nobody's Sweetheart“ zeigt, wie Blackbird Herzschmerz mit großer Wirkung vermitteln kann. In diesem Song färbt sie ihre Stimme in dunklen Samt und tut es damit der unvergessenen Cassandra Wilson gleich. In der Coverversion von Sam Cookes “Lost And Looking” tastet sich ihre Stimme vorsichtig an die Melodie heran und schwebt schließlich ihrem Verlauf folgend federleicht dahin.
Abgerundet wird das Album durch „Fix It“ und „Five Feet Tall“. Ersteres ist eine elegante Klavierballade, die von dem klassischen Instrumentalstück „Peace Piece“ von Bill Evans inspiriert ist und der wie ein Standard aus dem Great American Songbook klingt, gesungen von einer Sängerin, der mit Black Acid Soul auf Anhieb ein großartiges Album gelungen ist.
Der Song "Black Acid Soul", der das Album abschließt, spricht vom mantrischen Soul, der an die Hot Buttered Soul-Ära von Isaac Hayes erinnert. Lady Blackbird erklärt, wie der Song zum Titel und dann wiederum zum Vibe wurde: "Wir benutzten den Hashtag #blackacidsoul, als unser Subgenre der Musik. Es umfasste einfach alles, was wir gemacht haben. Es zementierte all diese Ideen und Genres in diesem ganzen erfundenen Kram.“
Man darf gespannt sein, was unser dieser hochgradig talentierte Singvogel namens Blackbird in Zukunft noch alles singen wird.
Lady Blackbird