In den frühen achtziger Jahren startete die britische Band Tears for Fears, die Synthiepop mit Elementen anderer Genres erfolgreich vermischte, eine bemerkenswerte Karriere, die bis in die neunziger Jahre hineinreichte. Danach verlief die Karriere des Duos, das die Band ausmacht aus allerlei persönlichen und gesundheitlichen Gründen, typisch Zweierbeziehung eher recht holprig. Es kam zur Trennung und erst im Jahr 2004 fand man sich mehr oder weniger gut wieder zusammen. Während der langen Zeit der Trennung wurden Fans der Tears and Fears durch Reissues alter Alben bei der Stange gehalten bis schließlich nach jahrelangen Geburtswehen nunmehr das neue Album The Tipping Point des Duos Roland Oszabal und Curt Smith das Licht der Fan-Welt erblickte. An guter und schlechter Erfahrung reicher, was die Dinge der Welt betrifft, tritt das Duo mit seinem neuen Album in abgeklärter, teilweise recht ernsthafter Gangart an die Öffentlichkeit: der Ton der band ist weicher geworden sind und Nachdenklichkeit kennzeichnet die Songs im Gegensatz zuder Inkarnation der Band in den frühen Jahren ihrer Karriere. Die Zeit breit angelegter, strahlend offerierter Hymnen, eine Spezialität von Tears for Fears ist offensichtlich vorbei. Was von früher geblieben ist, ist das unbestrittene Talent des Duos, Songs überzeugend über die Rampe zu bringen. Alte Fans der Band wird das freuen und neue Fans, Fans der nächsten Generation werden mit The Tipping Point sicherlich gewonnen werden.
Mit seiner Akustikgitarre und dem Americana-Folk-Auftakt fühlt sich „No Small Thing“ eröffnet das Album begleitet von einer Akustikgitarre eher ruhig, um im Laufe des Songs an Intensität bis hin zu einem hymnischen Refrain zuzulegen. Der Titelsong erzählt auf Grundlage flackernder Klänge vom Auf und Ab des Lebens. Mit „Rivers of Mercy“ erreicht das Album einen frühen Höhepunkt. Verlust ist das Thema, Verlust eines geliebten Menschen ebenso wie Verlust der bisherigen Lebensqualität. Mit diesem Song ist das Album sehr nahe an der Realität, die uns aktuell umgibt. „Please Be Happy“ bringt ein wenig Sonnenschein in die gerade noch düstere Weltsicht. Mit „Master Plan“ übt das Duo Kritik an der Musikindustrie, wie sie sich heute darstellt. Tears for Fears haben in dieser Umgebung einiges erfahren und erlitten. Der Song macht das deutlich. „Break the Man“ ist eine Ode an eine starke Frau, die sich in der männerdominierten Welt durchzusetzen vermag. In diesem Song blitzt kurz die alte Gangart des Duos mit schwungvollem und leichten Ton und einem Text auf, der Lebensfreude signalisiert. Als weiterer Höhepunkt des Albums erweist sich der „Stay“, ein Song, der lediglich von der Akustikgitarre begleitet für Tears and Fears ein neues Kapitel der schlichten Einfachheit aufschlägt und schlicht herzergreifend ist.
Die Songs auf dem Album The Tipping Point sind gekennzeichnet durch einen natürlichen Fluss, der Betroffenheit und Trauer über das Hier und Jetzt überzeugend darstellt, Hoffnung auf bessere Zeiten jedoch in Aussicht stellt. The Tipping Point ist ein starkes Comeback für Tears and Fear. Dieses Album wird die langjährigen Fans der Band trotz geänderter Gangart begeistern und neue Fans hinzugewinnen.
Roland Oszabal & Curt Smith