Mit Cirklar legt das vielfach mit Preisen ausgezeichnete Tingvall Trio neben dem Live-Album „In Concert“ aus dem Jahr 2013 sein fünftes Studioalbum seit Gründung des Trios im Jahr 2003 vor. Die Besetzung des in Hamburg residierenden Tingvall Trios ist über die Jahre hinweg konstant geblieben mit dem schwedischen Pianisten Martin Tingvall, dem kubanischen Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem deutschen Schlagzeuger Jürgen Spiegel. Eine weitere bemerkenswerte Konstante ist, dass sämtliche von diesem Jazztrio aufgeführten, zumeist melodiösen Kompositionen von Martin Tingvall stammen, der sich zum Komponieren regelmäßig in die produktive Stille seines südschwedischen Heimatortes Snarestad zurückzieht. Die Stücke auf Cirklar kreisen um Geschichten, die das Leben schrieb, um ganz persönliche Erlebnisse Martin Tingvalls, wie etwa Erlebnisse mit seinen Kindern. Dem Hörer, dem es in erster Linie um die Musik geht, und allenfalls noch um die Stimmungslage, in der sie entstanden ist, dürfte an ihrem persönlichen Hintergrund weniger interessiert sein als vielmehr an deren Ausdruck und an der Qualität des Musizierens. Und davon fließt das neue Tingvall-Album über – nicht anders als seine den typischen, unverwechselbaren Tingvall-Sound, zwischen progressivem und eingängigem Jazz changierenden sowie hohe und höchste Improvisationskunst reichlich verströmenden Vorgänger.
„Evighetsmaskinen“ ist ein typisches Tinvallsches Werk, das als Mikrokosmos die enorme Spielfreude umfassenden und einen eigenständigen Sound pflegenden Tugenden des Trios spiegelt. Das Piano baut raffiniert schichte Melodien auf und verändert sie dezent improvisierend. Lebendig und überaus frisch geht es zur Sache. Nordische Melancholie lässt hie und da aufmerken. Ruhig klingt der Titel aus. Ein Meisterstück des Jazz. Welch ein Trio!
Wer bei „Skånsk Blues“ schwermütig daherkommenden herzzerreißenden Blues erwartet, wie er original im Mississippi-Delta und in Chicago praktiziert wird, liegt komplett daneben. Lebensbejahender und flotter kann ein „Blues“ kaum angestimmt und durchgezogen werden. Vielleicht ist das ja die skandinavische Art des Blues. Jedenfalls ist das die Art, die das Tingvall Trio auf seinem Album Cirklar bevorzugt. Im Titelsong hat der Bass die beim auf einen durchgehenden Melodienfluß Wert legenden Tingvall Trio eher seltene Gelegenheit zu einem ausführlichen Solo, in dem er die attraktiven Melodien des Songs raffiniert fortspinnt. Das kurze „Det Gröna Hotellet“ geriert sich als skandinavisches Gegenstück des Chicago-Blues düster und hinreichend melancholisch. Blanken Optimismus verströmt „Tidlös“, serviert vom bestens aufgelegten Piano. In vergleichbar guter Stimmung, ja schon in ausgesprochener Sektstimmung finden wir das Trio in „Karusellen“ nach einem nachdenklichen, ziemlich introvertierten „Psalm“. Schlussendlich kulminiert Cirklar in „Elis Visa“, dessen unaufgeregte, anmutige Melodie das Trio gerade so locker und leicht präsentiert wie ein Spitzenkoch den letzten Gang seines meisterlich gelungenen Menus, ein luftiges Soufflé präsentiert. Man darf gespannt sein, was uns die Mannschaft des formidablen Tingvall Trios unter der Leitung seines Chefkochs Martin Tingvall als nächstes leckeres präsentieren wird.
Tingvall Trio