Hungarian Diary Teodoro Anzellotti & L'Instant Donné
Album info
Album-Release:
2014
HRA-Release:
07.02.2014
Label: Winter & Winter
Genre: Classical
Subgenre: Instrumental
Artist: Teodoro Anzellotti & L'Instant Donné
Composer: György Kurtág (1926), György Ligeti (1923-2006), Franz Liszt (1811-1886)
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- 1 Bogáncs 00:23
- 2 Sirató (Second Version) 00:43
- 3 Hempergös 00:18
- 4 Antifona fiszben 00:40
- 5 Bagatelle sans tonalité, S. 216 a 02:40
- 6 Hommage a Borsody László (Harmonica) 00:29
- 7 Születésnapra Antal Dórának (Second Version) 01:00
- 8 Apokrif Himnusz 00:42
- 9 Fanfárok 00:40
- 10 I. Sostenuto - Misurato - Prestissimo 02:12
- 11 II. Mesto, rigido e cerimoniale 03:22
- 12 III. Allegro con spirito 01:06
- 13 IV. Tempo di valse. Poco vivace 'À l'orgue de Barbarie' 01:51
- 14 V. Rubato. Lamentoso 03:49
- 15 Vi. Allegro molto capriccioso 00:49
- 16 VII. Cantabile, molto legato 04:07
- 17 VIII. Vivace. Energico 01:00
- 18 IX. Adagio. Mesto - Allegro maestoso (Béla Bartók in memoriam) 02:21
- 19 X. Vivace. Capriccioso 01:21
- 20 XI. Andante misurato e tranquillo (Omaggio a Girolamo Frescobaldi) 03:43
- 21 Szemtöl-Szembe (Demény János in memoriam) 00:34
- 22 Humble Regard sur Olivier Messiaen 01:03
- 23 Five-Finger Quarrel 00:24
- 24 ...C'erano due fiori ...a Francesca Camerana gentile 02:06
- 25 Vízözön-Szirénák, Waiting for Noa 00:42
- 26 Nuages gris, S. 199 03:05
- 27 Versetto, Temptavit Deus Abraham 00:40
- 28 Versetto, Dixit Dominus ad Noe, finis universe carnis venit (Dobszay Lászlónak) 00:59
- 29 Ligatura y 04:03
- 30 Resignazione, S. 187 a 01:47
Info for Hungarian Diary
Auf seinem neuen Solo-Album 'Ungarisches Tagebuch' präsentiert Teodoro Anzellotti György Kurtágs 'Spiele' ('Játékok') — inspiriert von der Spontaneität und Unbekümmertheit spielender Kindern — sowie Werke von György Ligeti und Franz Liszt.
Teodoro Anzellotti zählt zu den wichtigsten Akkordeonisten, der dieses Instrument im 20. und 21. Jahrhundert in die Zukunft führt. Seine Musikalität, seine Virtuosität und seine Neugier, Klänge zu entdecken, die vor ihm nicht existieren, inspiriert Komponisten wie Luciano Berio, Heinz Holliger, Mauricio Kagel, Manuel Hidalgo, Fabio Nieder, Matthias Pintscher, Wolfgang Rihm, Salvatore Sciarrino, Dieter Schnebel, Jörg Widmann oder Hans Zender Werke für Teodoro Anzellottis Klangwelt des Akkordeons zu schaffen. Auch der bedeutendste ungarische, zeitgenössische Komponist György Kurtág hört sein Spiel und regt an, 'Játékok' für das Akkordeon zu bearbeiten. Er fragt, ob Anzellotti Interesse habe, Stücke aus 'Játékok' — eine Reihe von Musikwerken, die Kurtág seit 1973 komponiert und bis heute immer wieder weiterführt — auf dem Akkordeon zu spielen. Unverzüglich beginnen beide Musiker daran intensiv zu arbeiten.
So entsteht die Idee für Teodoro Anzellottis Album 'Ungarisches Tagebuch'. Zu György Kurtágs 'Spiel' ('Játékok') — inspiriert von der Spontaneität und Unbekümmertheit spielender Kindern — stellt Anzellotti Werke von György Ligeti und auch Franz Liszt.
Seine Auswahl fällt auf 'Musica ricercata', die Ligeti noch in Budapest in den Jahren 1951 bis 1953 schreibt, bevor er das Land verlässt, um im Westen zu leben. 'Musica ricercata' ist ein radikales Werk, ein Experiment minimalistischer Klang- und Rhythmusstrukturen, bei dem laut Teodoro Anzellotti die Klangfarbe nicht das wichtigste Kriterium ist. Die 11 Stücke sind so konzipiert, dass Stück für Stück die Anzahl der Töne nach der chromatischen Tonleiter ansteigt. Zu Beginn gibt es nur einen Ton, am Ende des ersten Satzes erklingt der zweite. Im zweiten Satz tönen bereits drei Töne, und im dritten sind es dann vier ... bis zu zwölf Tönen im elften Stück. Neben der Klavierfassung hat Ligeti auch sechs Sätze von 'Musica ricercata' für Bläserquintett (sechs Bagatellen) umgeschrieben.
Die Einbeziehung der Werke 'Bagatelle sans tonalité', 'Nuages gris' und 'Resignazione' von Franz Liszt — oder im Ungarischen Liszt Ferencz, wie er sich auch selbst schreibt — scheint vielleicht überraschend. Liszt schreibt diese Kompositionen in seinen letzten zehn Lebensjahren, nach seiner glorreichen Zeit als reisender Klaviervirtuose. Diese Werke dringen ins Wesen der Musik. Liszt komponiert 'Nuages gris' 1881, seine anarchistische Einfachheit muss in der Spätromantik wie der Engel ('Angelus Novus') von Paul Klee gewirkt haben, den Walter Benjamin mit diesen Worten beschreibt: 'Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.' Liszts Schlichtheit, Reduktionskunst und zukunftsweisende Auflösung der Tonalität in seinen Spätwerken spielen für Teodoro Anzellotti die maßgebliche Rolle, diese Kompositionen zusammen mit Stücken von Kurtág und Ligeti aufzunehmen.
György Kurtágs (geboren 1926) und György Ligetis (geboren 1923) Geburtsorte liegen nur einige Kilometer auseinander. 1945 lernen sich die beiden Komponisten kennen. Nach Ligetis Tod im Jahre 2006 erzählt Kurtág, daß sich in seinem Arbeitszimmer in St. André zahlreiche Kompositionen, Partituren, Schriften, Aufsätze und Nachrufe von György Ligeti stapeln. Immer wieder liest er seine Partituren und hört sich alle, ihm zugänglichen Schallplatten und Aufnahmen an. 'Vor mir das Lebenswerk – vielleicht auch sein Leben. Ständig möchte ich ihm etwas erzählen; auch davon, was ich nach Jahrzehnten von seinem Werk endlich verstanden habe ... Sein Leben empfinde ich als eine einzige Einheit. Ein unendlich weitverzweigtes Oeuvre, zusammengehalten von der TREUE ...' [Zitat aus György Kurtág »Drei Gespräche mit Bálint András und Ligeti-Hommagen« (C) Bálint András Varga und György Kurtág]
Kurtág und Ligeti treffen sich zum ersten Mal bei der Aufnahmeprüfung an der Budapester Musikakademie Anfang September 1945. Auch György Ligeti erinnert sich an diese erste Begegnung, als er 19 und Kurtág 22 Jahre alt ist: 'Eine ganz spontane Freundschaft entstand zwischen Kurtág und mir in jener halben Stunde, in der wir mit klopfendem Herzen im Jugendstil-Korridor der Hochschule darauf warteten, in den Prüfungsraum gerufen zu werden. Ich fühlte, dass ich in Kurtág einen musikalischen Weggenossen gefunden hatte – so verwandt waren unsere Ansichten und so identisch unsere Vorstellungen eines neuen Musikstils.' [Zitat aus »Musik der Zeit«, Band 5: György Kurtág. (C) Friedrich Spangemacher] Ligeti und Kurtag studieren zur gleichen Zeit bei Pál Járdányi, dann Ferenc Farkas, nehmen Klavierunterricht bei Pál Kadosa und besuchen Leo Weiners Klasse für Kammermusik. 1956 flieht Ligeti mit seiner Frau aus dem kommunistischen Ungarn nach Österreich. Doch trotz der Trennung durch den 'Eisernen Vorhang' bricht die Freundschaft nicht auseinander und bleibt ein Leben lang erhalten.
Teodoro Anzellotti, Akkordeon
Teodoro Anzellotti
Im süditalienischen Apulien geboren, wuchs Teodoro Anzellotti in der Nähe von Baden-Baden auf. Sein Musikstudium im Fach Akkordeon absolvierte er an den Musikhochschulen von Karlsruhe und Trossingen bei Jürgen Habermann und Hugo Noth und trat bald siegreich aus verschiedenen internationalen Wettbewerben hervor.
Seit den achtziger Jahren ist er regelmäßiger Gast bei großen Festivals und wird als Solist von führenden Orchestern engagiert. Teodoro Anzellotti hat wesentlich zur Integration des Akkordeons in das klassische Musikleben beigetragen.
Dabei stellte er seine Kunst insbesondere in den Dienst der Neuen Musik: Durch neue Spieltechniken hat er die Klangfarben seines Instruments erheblich erweitert und das Hörbild profiliert.
Mehr als 300 neue Werke wurden für Teodoro Anzellotti geschrieben: von Komponisten wie George Aperghis, Heinz Holliger, Toshio Hosokawa, Mauricio Kagel, Michael Jarrell, Isabel Mundry, Brice Pauset, Gerard Pesson, Matthias Pintscher, Wolfgang Rihm, Salvatore Sciarrino, Marco Stroppa, Jörg Widmann und Hans Zender.
Luciano Berio schuf für ihn die Sequenza XIII, die Anzellotti 1995 in Rotterdam uraufführte und danach bei vielen enommierten Festivals in aller Welt interpretierte.
Seit 1987 unterrichtet Teodoro Anzellotti an der Hochschule der Künste Bern, seit 2002 auch an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Seine Discographie umfasst ein Werkspektrum, das von Bach und Scarlatti über Janácek und Satie bis zu John Cage und Matthias Pintscher reicht.
This album contains no booklet.