Halbwahrheiten Fynn Großmann Quintett

Album info

Album-Release:
2019

HRA-Release:
30.08.2019

Album including Album cover

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FLAC 44.1 $ 13.20
  • 1 Halbwahrheiten 04:28
  • 2 Freienwiller Wetter 05:56
  • 3 Der Fallschirmsprungtag 09:23
  • 4 Zeit Mal Anzurufen 08:32
  • 5 Pultanin' Namu 05:07
  • 6 Jeder Hat Bloss Ihr Fenster 05:40
  • 7 The Saga of Master Tchai 08:51
  • 8 Et Stykke Perlesnor II 03:25
  • 9 Meditation Trane 06:21
  • 10 Walking Through My Old Garden 06:37
  • Total Runtime 01:04:20

Info for Halbwahrheiten

Glück!!! In diesem einen Wort lässt sich die ebenso komplette wie umfassende Beschreibung dieses Albums zusammenfassen. Man muss von dieser Musik nur ganz wenige Töne hören, und es wirkt wie ein jäher Endorphinstoß, der sich über das Ohr in die Blutbahn ergießt. Mehr müsste über diese CD eigentlich nicht gesagt werden. Ganz wenige Töne reichen, und ihr wollt nicht mehr aufhören, euch an diesen Klängen zu laben, denn diese quirlige, ansteckende Lebensfreude ist im zeitgenössischen Jazz nahezu beispiellos. Alles andere ist nebensächlich.

Fynn Großmann ist ein junger Musiker aus Hannover. Sicher verbindet er Elemente des amerikanischen Jazz mit Einflüssen aus der europäischen Klassik, doch das hat er mit zahlreichen Altersgenossen auf beiden Seiten des großen Teichs gemein. Was ihn besonders macht, sind sein Mut und seine persönlichen Filter. Bei Fynn Großmann kommt ein geradezu pedantischer Sinn für strukturelle und klangliche Klarheit mit einer sehr unverstellten Emotionalität zusammen. Er ist nicht nur Saxofonist, Oboist und Bandleader, sondern gibt hier auch seinen Einstand als Komponist und Arrangeur allerersten Ranges. Das Abstrakte ist bei ihm niemals nur abstrakt, sondern auch auf allerhöchstem Niveau immer ein ehrlicher Ausdruck tiefer persönlicher Empfindungen.

Großmann schöpft aus dem Vollen. Unter Verzicht auf technische Spielereien und andere Offensichtlichkeiten aus dem Werkzeugkasten der Postproduktion entfaltet er im Zusammenspiel von fünf Instrumenten eine Soundpalette, die von intimen kammermusikalischen Eindrücken bis zur explosiven Anmutung von Big Band reicht. Jeder Klang, jede Harmonie und Melodie, jede rhythmische Verdichtung ist der verschwenderischen Vielfalt des Lebens abgelauscht. Großmann versucht gar nicht erst, sich zurückzuhalten. Diese Songs haben sich über Jahre in ihm angestaut, jetzt brechen sie aus ihm heraus wie das Aprilgrün nach einem langen Winter. Es wächst und wuchert, sprudelt und sprießt.

Der Titel „Halbwahrheiten“ ist freilich ein Stückweit irreführend, denn trotz des entsprechenden Album- und Songtitels ist alles auf dieser CD glaubwürdig, klar und nachvollziehbar – aber trotzdem nicht vorhersehbar. Großmann bekennt sich zu seinem Perfektionismus, aber dass er diese Vollkommenheit immer zuverlässig erreichen würde, ist laut seiner eigenen Aussage eben nur die halbe Wahrheit. „Wenn man etwas macht“, so Großmann, „muss man sehen, wie es fällt. Es setzt sich zu gleichen Teilen aus Können und Glück zusammen, aber es gibt auch stets eine Menge Aspekte, die man nicht planen kann.“ Überhaupt fällt auf, dass die meisten Songs des Albums deutsche Titel tragen – auf einem Markt, der sich immer internationaler positioniert, durchaus keine Selbstverständlichkeit. Die Titel sind kein Zufall. Großmann möchte sich so authentisch wie möglich ausdrücken. Seine Songtitel bleiben im Ohr. „Oft ist es ja so, dass man Songs schreibt und denen dann irgendeinen Titel geben muss. Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich habe erst eine Titelidee und schreibe dann die Musik dazu. Ich möchte nicht, dass man meine Musik in irgendeine Schublade steckt, sondern es ist meine Musik.“

Ein für einen Debütanten mutiges Statement, doch genau diese Chuzpe braucht es, um sich Gehör zu verschaffen. Fynn Großmann ist ein Geschichtenerzähler. So sehr „Halbwahrheiten“ aber die Handschrift des Hannoveraner Komponisten und Lebenskünstlers trägt, ist das Album trotzdem nicht im Alleingang entstanden, sondern eine kollektive Leistung. Das Quintett setzt sich aus fünf Musikern zusammen, die auf der bislang wenig strapazierten Achse Hannover-Berlin aktiv sind. Saxofonist Phillip Dornbusch, Pianist Marko Djurdjevic, Bassistin Clara Däubler, Drummer Johannes Metzger und nicht zuletzt Großmann selbst schicken sich gerade erst an, die Notenblätter ihres Lebens zu füllen. Gemeinsam werden die fünf Durchstarter durch eine Kombination aus heiterer Gelassenheit und barrierefreier Neugier geleitet, die sich unschwer auf die Musik überträgt. „Wir haben uns über Umwege durch das Studium in Hannover kennengelernt“, erinnert sich der Bandleader. „Als ich dann für ein Konzert unter meinem Namen eine Band brauchte, dachte ich darüber nach, mit wem ich gern musizieren würde und wer am besten zusammenpassen würde. Ich fragte genau diese vier Musiker, und sie hatten alle Zeit. Das machte uns so viel Spaß, dass wir in dieser Konstellation einfach weitermachten.“

Sowas nennt man einen Glücksfall. Und das Glück blieb Großmann treu, denn ein ungeplanter Glücksfall war es auch, dass Nils Wogram in der Jury eines Wettbewerbs saß, in dem das Fynn Großmann Quintett antrat, und die Band sofort unter seine Fittiche nahm. „Ich war auf mehreren Ebenen von diesem Auftritt begeistert“, schwärmt Wogram. „Irgendwie kann Fynn unverkrampft mit Vorbildern umgehen und auf einem hohen kompositorischen wie auch spielerischen Level eine sehr individuelle Sprache in seine Musik bringen. Die Band strahlt zudem eine unheimliche Spielfreude aus und repräsentiert für mich eine neue Generation von Jazzmusikern in Deutschland – instrumental sehr gut ausgebildet, mit kompositorischer Fantasie, Gespür für Dramaturgie, Experimentierfreude und Spaß am Flow ausgestattet sowie völlig angstfrei vor versponnenen Ideen. Fynns Musik ist zugänglich, anspruchsvoll und nicht anbiedernd.“

Die Wirkung, die „Halbwahrheiten“ entfaltet, geht weit über die Spieldauer der CD hinaus und hält noch lange nach dem Hören an. Fynn Großmanns Songs wohnt eine schöpferische Urkraft inne, die sich auch in den zärtlichen Momenten ungebremst Bahn bricht. Ein Unikum, das nicht nur für sich selbst steht, sondern viele Türen aufstoßen kann.

Fynn Großmann, Altsaxophon
Clara Däubler, Bass
Phillip Dornbusch, Tenorsaxophon
Marko Djurdjevic, Klavier
Johannes Metzger, Schlagzeug




Fynn Großmann
wurde 1992 in Berlin geboren. Er wuchs in Flensburg auf. Aktuell lebt und arbeitet er in Hannover und studiert an der HfMT Hamburg im Dr.-Langner-Jazz-Master-Programm u.a. bei Wolf Kerschek, Thomas Rohde und Fiete Felsch.

Nach seinem Bachelor-Abschluss in Saxophon und Komposition studierte Fynn auch Jazz-Kontrabass an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover bei Phil Donkin. Er besuchte Masterclasses bei Peter Weniger, Haydn Chisholm, den „Yellow Jackets“ (Bob Mintzer), Nils Wogram, John Patitucci, Jiggs Whigham, Fred Hersch, Julia Hülsmann, Lutz Krajenski, Lutz Büchner, Sebastian Sternal, Hans Joachim Hespos, Helmut Lachenmann und vielen weiteren.

Neben dem Saxophon spielt er auch Oboe und Kontrabass, wodurch er nicht nur in vielen Jazz-Bands, sondern auch klassischen Orchestern, sowie Cross-Over-Projekten aktiv ist. Als Mitglied solcher Ensembles oder als Solokünstler wurde er mit zahlreichen Preisen (u.a. Kulturförderpreis des Landes SH, Jazz-Förderpreis des Kulturforums Kiel, Jugend Jazzt) ausgezeichnet. Zurzeit ist er angestellt als Saxophonist und Solist beim Polizeiorchester Niedersachsen.

Sein eigenes Band-Projekt, das Fynn Großmann Quintett, wurde mit verschiedenen Preisen (Junger Münchner Jazzpreis 2017, Jazzpreis Hannover 2017) ausgezeichnet und arbeitet zurzeit an dem Album „Halbwahrheiten“, das im Herbst 2019 auf NWOG-Records erscheinen wird.

Neben der Tätigkeit als ausführender Musiker ist er auch Komponist und Arrangeur, sowie Instrumentallehrer und Workshopleiter.



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