Touch the Light Joachim Kühn
Album info
Album-Release:
2021
HRA-Release:
26.02.2021
Album including Album cover Booklet (PDF)
- 1 Warm Canto 02:53
- 2 Symphony No. 7: Allegretto 03:55
- 3 A Remark You Made 03:39
- 4 Sintra 03:17
- 5 Ponta de Areia 02:29
- 6 Redemption Song 03:49
- 7 Touch the Light 03:38
- 8 Fever 03:13
- 9 Blue Velvet 02:56
- 10 Stardust 04:40
- 11 Purple Rain 04:39
- 12 Last Tango in Paris 04:45
- 13 Peace Piece 03:14
Info for Touch the Light
Piano-Ikone Joachim Kühn ganz bei sich. Ein innig-reduziertes Song-Album, welches ikonische Titel aus Klassik, Pop und Jazz zusammen mit Kühns Eigenkompositionen in dunklen Farben schillern lässt. Und die emotionale Essenz einer der komplexesten Musiker-Persönlichkeiten Europas.
„Vielleicht, wenn ich neunzig bin...“ lautete Joachim Kühns Antwort, als Produzent Siggi Loch ihm vor einiger Zeit vorschlug, ein Balladenalbum aufzunehmen. Der heute 76-jährige, international wohl einflussreichste deutsche Jazzer, scheint ja umso kreativer und produktiver zu werden, je älter er wird. „Mich interessiert nur noch meine Musik“, sagt er im fortgeschrittenen Alter gern, und tatsächlich war er damit ausgiebig beschäftigt, als Loch anfragte, zuletzt mit seinem neuen Duo mit dem jungen polnischen Geiger Mateusz Smoczyński und der Hommage an seinen langjährigen Weggefährten Ornette Coleman. Doch die Balladen-Idee wirkte nach und Kühn öffnete sich schließlich dem Thema. Dass er im Corona-Jahr mehr Zeit denn je in seinem Haus auf Ibiza verbrachte, seinem kreativen Rückzugsort, beflügelte die Sache noch: „Hier kann ich mit meinem wundervollen Flügel und meinem DAT-Recorder einfach eine Aufnahme machen, wenn ich will. Wenn das Gefühl kommt, nehme ich einfach auf“, erzählt Kühn.
Über einen Zeitraum von rund fünfzehn Monaten schickte er rund vierzig Einzelspuren an Siggi Loch. Sozusagen als Destillat ist nun „Touch the Light“ entstanden – ein Balladen-Album, alleine am Klavier. Wobei jedes einzelne der 13 Stücke für Kühn eine besondere Bedeutung hat: „A Remark You Made“ von Joe Zawinul etwa führt ihn zurück zu einem Wendepunkt seiner Karriere: Zawinul war Juror beim Gulda-Wettbewerb 1966 in Wien, bei dem dem damals 22-jährigen Kühn die Flucht aus der DDR gelang. Gato Barbieris Thema aus „Der Letzte Tango in Paris“ erinnert nicht nur daran, dass Barbieri 1972 Kühn für den Soundtrack engagierte, sondern es ist auch eine Melodie, die er später unzählige Male in seinem erfolgreichen Trio mit Daniel Humair und Jean-Francois Jenny-Clark spielen sollte. Und das Allegretto aus Beethovens 7. Sinfonie rückt nicht nur einen Komponisten in den Vordergrund, dessen Musik Kühn immer tief beeindruckt hat, sondern auch die Tatsache, dass seine optische Ähnlichkeit mit Beethoven dazu führte, dass ihm seine Mitmusiker den Spitznamen „Beethoven“ gaben.
Sein eigener Klassiker "Sintra" entstand während eines friedlichen Moments in einem Café im ehemaligen Heiligtum der portugiesischen Könige. Und der jüngst komponierte Titeltrack „Touch the Light“ fängt die Schönheit des Sonnenuntergangs über dem Meer ein, den Kühn oft, am Flügel sitzend, von seinem Musikzimmer aus betrachtet.
Wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, wie monolithisch und unverwechselbar Joachim Kühn in der Jazzwelt dasteht, „Touch the Light“ liefert ihn. Ganz alleine am Flügel und mit einem auf den ersten Blick stark einschränkenden Thema breitet Kühn einen ganzen Klangkosmos aus. Vom der unbeschreiblichen Zartheit des Anschlags in Beethovens „Allegretto“, dem tröstenden, ruhigen Puls von Mal Waldrons „Warm Canto“, dem sanften Rubato-Fluss im Standard „Stardust“ oder dem zu Tränen rührenden Pathos in „Purple Rain“ von Prince, über die würdevolle Version von Bill Evans' „Peace Piece“ und die lässige Weite von Milton Nascimentos „Ponta de Areia“ (zugleich eine Hommage an die luftige, lyrische Saxofon-Stimme von Wayne Shorter), bis hin zum zur energischen Stakkato-Etüde gewandelten Rhythm & Blues-Klassikers „Fever“ und einer Lehrstunde in Freiheit und Improvisation mit „Sintra“.
So vielseitig und vielschichtig dies ist, so schlüssig und rund ist doch der Bogen, den „Touch the Light“ schlägt. Und so unverrückbar und unverkennbar nach Joachim Kühn klingt jede Note, nach seiner einzigartigen Stilistik und seiner alchemistischen Kunst, den Zuhörer in Atem zu halten. Den großen Freigeist, Improvisator und Harmonik-Revolutionär hat hier die schiere Lust an der Melodie gepackt, an Balladengefühlen. Und so gilt für das gesamte Album, was Kühn für das Titelstück sagt: „Hier steckt eine Menge Liebe drin. Und Freude.“
Joachim Kühn, Klavier
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Booklet for Touch the Light