«Sein» works by Mozart - Syrse - Haydn - J.-C. Bach Roberto González-Monjas & Musikkollegium Winterthur

Album info

Album-Release:
2024

HRA-Release:
24.01.2025

Label: Claves Records

Genre: Classical

Subgenre: Orchestral

Artist: Roberto González-Monjas & Musikkollegium Winterthur

Composer: Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Franz Joseph Haydn (1732-1809), Johann Sebastian Bach (1685-1750), Diana Syrse (1984)

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  • Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791): Symphony No. 40 in G Minor, K. 550:
  • 1 Mozart: Symphony No. 40 in G Minor, K. 550: I. Allegro moderato 06:36
  • 2 Mozart: Symphony No. 40 in G Minor, K. 550: II. Andante 11:52
  • 3 Mozart: Symphony No. 40 in G Minor, K. 550: III. Menuetto 04:07
  • 4 Mozart: Symphony No. 40 in G Minor, K. 550: IV. Allegro assai 06:49
  • Diana Syrse (b. 1984): Quetzalcóatl for Orchestra:
  • 5 Syrse: Quetzalcóatl for Orchestra 13:01
  • Franz Joseph Haydn (1732 - 1809): Symphony No. 49 in F Minor, Hob I:49 "La passione":
  • 6 Haydn: Symphony No. 49 in F Minor, Hob I:49 "La passione": I. Adagio 10:15
  • 7 Haydn: Symphony No. 49 in F minor, Hob I:49 "La passione": II. Allegro di molto 06:33
  • 8 Haydn: Symphony No. 49 in F minor, Hob I:49 "La passione": III. Minuet 05:01
  • 9 Haydn: Symphony No. 49 in F minor, Hob I:49 "La passione": IV. Finale. Presto 03:22
  • Johann Christian Bach (1735 - 1782): Symphony in G Miinor, Op. 6/6:
  • 10 Bach: Symphony in G Miinor, Op. 6/6: I. Allegro 03:16
  • 11 Bach: Symphony in G Minor, Op. 6/6: II. Andante più tosto Adagio 04:07
  • 12 Bach: Symphony in G Minor, Op. 6/6: III. Allegro molto 02:23
  • Total Runtime 01:17:22

Info for «Sein» works by Mozart - Syrse - Haydn - J.-C. Bach

Als Inspiration für dieses grossangelegte Saisontriptychon dienen dem Winterthurer Chefdirigenten Roberto González-Monjas die drei letzten Sinfonien, die Mozart im Sommer 1788 in kurzer Folge komponiert hat. Während die erste, in Es-Dur stehende Sinfonie (Nr. 39) eine langsame Einleitung aufweist, schliesst die letzte, als «Jupiter-Sinfonie» bekannt gewordene (Nr. 41) mit einem atemberaubenden Finale, sodass «Beginnen» und «Enden» – ja, sagen wir doch «Wer­den» und «Vergehen» – zur künstlerischen Idee dieser Dreiergruppe gehören. Die g-Moll-Sinfonie (Nr. 40) in der Mitte steht so gesehen für das «Sein», für das «Inmitten».

Tatsächlich werden wir selten so ansatzlos, so atemlos in den musikalischen Strudel geworfen wie in dieser g-Moll Sinfonie von Mozart. Den leisen Bratschenklang am Beginn bemerken wir fast erst, wenn die Geigen einsetzen mit ihrer berühmten Melodie – und da sind wir schon mittendrin. Dass die Melodie es in den 1990er-Jahren bis zum Handy-Klingelton gebracht hat, verstellt den Blick darauf, wie ungewöhnlich sie eigentlich gebaut ist: rastlos, aus kleinen Elementen; aus «Seufzern», wie oft zu lesen ist.

Geschichte eines Seufzers

Und wie Mozart diese Seufzer verwendet, ist zu seiner Zeit eine kleine Kühnheit: Die schmerzliche Halb­tonreibung zwischen den Tönen es und d, zwischen kleiner Sexte und Quinte der Tonart hat zwar ihre gute Tradition in der Musik. In seiner Matthäus-Passion etwa verwendet Johann Sebastian Bach kleine Sexte und Quinte in einer Alt-Arie, um den Textworten «Buss und Reu» Ausdruck zu verleihen. Und auch Mozart selbst greift gern auf die musikalische Formel zurück, etwa, wenn Barbarina in den Nozze di Figaro ihre betrübte Cavatina singt. Aber in all diesen Fällen erklingt die für Molltonarten so charakteristische kleine Sexte bloss als Ausweichung; ausgehend von der akkordeigenen Quin­te wird sie kurz und ausdrucksvoll gestreift. In seiner Sinfonie Nr. 40 jedoch bringt Mozart die schmerzliche Sexte, bevor die Quinte überhaupt je erklungen wäre! Auch dies ein Aspekt des «Inmitten-Seins».

Der kleine Exkurs zur Geschichte dieser musikali­schen Schmerzens-Formel mag verdeutlichen, dass die wohlvertraute Sinfonie bereits hier mit den ästheti­schen Kategorien von Zerrissenheit und Leidenschaft operiert, wie sie die Literaturepoche des «Sturm und Drang» liebte. Noch ohrenfälliger wird solche Ästhe­tik im schroffen, von Zäsuren geprägten Finalsatz. «Seufzer und Dissonanzen, gewagte Modulationen und chiaroscuro-Kontraste» nennt Roberto González-Monjas u.a. als Charakteristika. Auch die Wahl von g-Moll gehöre in diesen Kontext: In dieser Tonart singe in der Zauberflöte Pamina ihr «Ach ich fühl’s es ist verschwunden»; in g-Moll fahre Don Giovanni zur Hölle. Was Sinfonien anbelange, sei die Sinfonie Nr. 40 Höhepunkt einer Reihe ähnlich aufgewühlter Vorgänger wie etwa Johann Christian Bachs g-Moll-Sinfonie op. 6/6. Mozarts Musik ist im Vergleich obsessiver – etwa, indem die Seufzerfigur unablässig wiederholt wird, als befühle die Musik eine irritierende Wunde – und zugleich rationaler, insofern sie mit vergleichsloser Meisterschaft gefügt ist.

Menschliche Makel

Dass selbst hinter der ausdrucksstarken Exzentrik noch ein planvoller Entwurf liegt, weist Mozart als Künstler der Aufklärung aus – auch hier in g-Moll, nicht nur in den helleren Schwester-Sinfonien in Es-und C-Dur. Für Roberto González-Monjas gelingt es Mozart allerdings noch umfassender zu zeigen, als es die rationalistische Ästhetik mit ihrem Ideal von Symmetrie und Vollkom­menheit vermöchte. Denn Mozart scheue sich nicht, «die Runzeln, ja Hässlichkeit, die kleinen und grossen Fehler zu zeigen, die uns erst menschlich machen». Als Grundidee von Mozarts Sinfonie Nr. 40 erkennt Roberto González-Monjas «Leiden» – aber nicht bloss «Leiden» im heutigen Sprachgebrauch von Schmerz und Trauer, sondern im weiteren des 18. Jahrhunderts, wo tendenziell alles, was uns geschieht, was wir nicht lenken und kontrollieren können, so bezeichnet wird. González-Monjas denkt da ans Körperliche – vom zuckenden Tanzfuss bis zur fleischlichen Sünde – und natürlich ans weite Feld der Emotionen; nicht zufällig heissen jene in Mozarts Jahrhundert «Leidenschaften».

Fortgerissen im «Sturm von Leidenschaft»

So verstanden werde «Leiden» fast gleichbedeutend mit «Sein». Und welche Kunst ist besser geeignet, uns alle Facetten des Daseins nicht nur zu zeigen, sondern durchleiden zu lassen? Mozarts Sinfonie Nr. 40 gelingt dies am besten dort, wo ihre Musik – etwa die Seufzerfigur vom Beginn – im Satzverlauf in immer neuem Licht, in wechselnden Gestalten erscheint; bald überraschend, bald folgerichtig. Da erreicht Mo­zart, was Johann Georg Sulzers in seiner Allgemeine Theorie der Schönen Künste 1771 über musikalisches Hören schreibt: «Man empfindet einen Sturm von Leidenschaft, der uns fortreisst, – und dem die Seele zu widerstehen unvermögend ist.» (Felix Michel)

Musikkollegium Winterthur
Roberto González-Monjas,
Violine, Leitung




Roberto González-Monjas
ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich international rasch einen Namen machte. Er ist Chefdirigent des Musikkollegium Winterthur sowie Erster Gastdirigent des Belgian National Orchestra und Chefdirigent des Symphonieorchesters von Galicien in Spanien. Ab September 2024 wird er zudem Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg. Als engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada 2013 die Iberacademy gegründet. Ihr Ziel ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert – und hochtalentierte junge Musiker*innen fördert. Er ist zudem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall, London. Zuvor war Roberto González-Monjas sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der Saison 2020/21 des Musikkollegium Winterthur.



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