Album Info

Album Veröffentlichung:
2022

HRA-Veröffentlichung:
27.01.2023

Label: JazzJazz

Genre: Jazz

Subgenre: Contemporary Jazz

Interpret: Martin Sasse & Gerd Dudek

Das Album enthält Albumcover

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Formate & Preise

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FLAC 44.1 $ 13,20
  • 1 Green Table Speech 08:39
  • 2 Lover Man 09:53
  • 3 Blues for G.D. 09:23
  • 4 De Vita 08:47
  • 5 Naima 09:27
  • 6 With You 07:35
  • Total Runtime 53:44

Info zu With You

Zu den in alle Ewigkeit besten Hollywood-Regisseuren gehört Howard Hawks, der als ein „Professional“ gerühmt wird, weil er besonders effizient zu erzählen wusste, energiegeladen, temporeich, immer unterhaltsam. Solch ein „gestandener“ Profi war auch der Saxofonist Gerd Dudek (1938-2022). Auch bei ihm sind die Geradlinigkeit und Effizienz seines Spiels bewundernswert, auch er sucht nach der jeweils besten Form und findet sie in der größtmöglichen Einfachheit seiner komplexen, musikalischen Mittel.

Noch eine Assoziation drängt sich auf: Wie in den Filmen Hawks‘ ist auch In Dudeks Spiel stets viel Raum für erzählte Sinnlichkeit, sogar für eine ausgeprägte Zärtlichkeit –nie aber für Traurigkeit und Sentimentalität. Bei alldem entstammt Dudeks Spiel einer altmodisch gewordenen Welt des (musikalischen) Handelns, bei der sich Gleichgesinnte in Freundschaft und Solidarität auf Augenhöhe begegnen.

Gerd Dudeks Stimme war das Saxofon. Vornehmlich auf dem Tenor-, nicht weniger klangintensiv und ausdrucksstark auf dem Sopransaxofon (und gelegentlich auch auf der Flöte) fand er seine Sprache, die in allen stilistischen Spielarten authentisch und verbindlich war. Keinen besseren Titel hätte es 2016 für das Album des Quartetts Gerd Dudek 4 geben können: „Out Of This World“. Zusammen mit Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Hendrik Smock feierte Gerd Dudek darauf die melodische Schönheit John Coltranes, um dann doch vor allem zu spielen wie: Gerd Dudek.

Dass es zu diesem meisterlichen Album nun eine Art Fortsetzung gibt, ist eine wunderbare Nachricht und ein ganz außerordentlicher Glücksfall. Die Stücke für das Album „With You“ wurden erst kurz vor Dudeks Tod am 3. November 2022 aufgenommen (nun mit Joost van Schaik am Schlagzeug) und zeugen in all ihrer Pracht von Dudeks ungetrübter Spielfreude und seiner uneingeschränkten musikalischen Kompetenz. Dass es jetzt posthum veröffentlicht wird, ist ein ebenso trauriger wie tröstlicher Umstand: Noch einmal erlebt man Gerd Dudek bei seinem tief in sich ruhenden Spiel, so authentisch wie verbindlich, so aufrichtig wie empathisch.

Sechs Titel beinhaltet das Album, und wieder spielt John Coltrane eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass es eine meisterhafte Präsentation von Coltranes Balladen-Klassiker „Naima“ gibt: „With You“ ist ein individuelles und zugleich kollektives Album im Geiste Coltranes, Zeugnis von musikalischer Kraft und Wärme. Nicht von ungefähr beginnt es mit einer der wenigen Eigenkompositionen Dudeks. Der vitale Opener „Green Table Speech” holt mit hymnischer Geste weit aus und wechselt dann elegant zum temperamentvollen Thema, das allen Quartett-Mitgliedern als Sprungbrett für ausgiebige solistische Beiträge dient. Wobei sich die fabelhafte Technik und Musikalität des wunderbar eingespielten Quartetts besonders auch „dazwischen“, in den kollektiven Interaktionen offenbaren.

Mit „Lover Man“ schließt sich die erste Ballade des Albums an. Der berühmte Standard, einst geschrieben für Billie Holiday, spiegelt im gewissen Sinne den Opener in poetisch-lyrischer Auslegung, geschmückt mit ausführlichen solistischen Passagen. Dudek zeigt sich auf seine ruhige Art und Weise wagemutig und doch abenteuerlustig, Martin Sasses überbordendem Spiel möchte man unendlich lang weiterlauschen, bevor es von einem feinen, singenden Bass-Solo Martin Gjakonovskis abgelöst wird, feinfühlig von Sasse unterfüttert. Mit „Blues for G.D.“ folgt die erste von zwei brillanten Martin-Sasse-Kompositionen, melodisch so delikat erdacht, dass man sie spontan in ein „Sasse-Songbook“ einfügen möchte. Kompositorisch nicht weniger beeindruckend Ali Haurands „De Vita“, durch und durch „europäisch“, wenn auch im Thema mit einem Hauch von „Fly Me To The Moon“. Dudek spielte das Stück mit Haurand und Jiri Stivin im European Jazz Trio, nun formt er es in einem inspirierenden, erdigen Solo, durch das sich Sasse mal „monkesk“, mal bluesig swingend inspirieren lässt, um den Stab einmal mehr an Gjakonovski weiterzureichen.

Und dann: „Naima“. Es gibt den oft zitierten Tagebuch-Eintrag von Franz Kafka, „Im Kino gewesen. Geweint.“ Man muss den ersten Satz einfach nur in „Naima gehört“ abwandeln, um alles dazu zu sagen. Was Gerd Dudek auf dem Sopransaxofon zu erzählen hat, ist geradezu episch und doch stets liebe- und hingebungsvoll der Schönheit der Melodie verpflichtet, frei und entspannt, intim, anrührend aufrichtig. Wie nur lässt sich danach weitermachen? Am besten mit einem rhythmisch knackigen, kraftvollen Abräumer: Martin Sasses „With You“ weckt im Thema Assoziationen an Coltranes „Resolution“, dessen hymnische Emphase in solistisch wie kollektiv begeisternde Interaktionen einfließt. Angetrieben von Joost van Schaiks präzisem Schlagzeugspiel, werfen sich alle Beteiligten die Bälle zu, Dudek verweilt kurz bei „Softly As In A Morning Sunrise“, doch „softly“ wird es wahrlich nicht, vielmehr bündelt sich noch einmal die klanglich entfachte Energie.

Und so endet das Album „With You“, bei dem Gerd Dudek, Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik noch einmal „miteinander“ sind und vor allem doch auch „mit ihm“, mit Gerd Dudek. Der Standard „Lover Man“ hatte ursprünglich einen Untertitel: „Oh, Where Can You Be?“ Die Frage mag rhetorisch gemeint sein und bedarf vielleicht gar keiner Antwort, und doch: Gerd Dudek ist hier – in der Musik dieses Albums.

Gerd Dudek, Tenorsaxophon
Martin Sasse, Klavier
Martin Gjakonovski, Bass
Joost van Schaik, Schlagzeug

Recorded and mixed by Reinhard Kobialka at Topaz Studio Köln (December 20th, 2021)
Mastered by Thomas Ölscher at Railroad Tracks Studios, Kerpen
Produced by Jens Bosch & Martin Sasse




Gerd Dudek
wurde 1938 in Groß Döbbern, im heutigen Polen geboren. Er spielt Tenorsaxophon, Sopransaxophon und Klarinette.

Nach seinem Studium spielte er zunächst von 1960 – 64 in der Kurt Edelhagen Big Band, bevor er Mitglied im Manfred Schoof Quintett wurde, damals mit Alexander von Schlippenbach und Buschi Niebergall.

Als Mitglied im Quartett von Albert Mangelsdorff sowie bei den German All Stars war er auf Tour in Asien und Südamerika. Gerd Dudek ist einer der Mitbegründer des European Jazz Quintet/ Ensembles und des European Jazz Trios mit Jiri Stivin und Ali Haurand. Noch heute ist er Mitglied im Contemporary Orchestra von Alexander von Schlippenbach und des „Globe Unity“. Tourneen in den 60er Jahren mit Don Cherry und Georg Russel. Mit seinem Quartet unternahm er Tourneen durch Kanada, Australien und weitere 25 europäische Länder. Gemeinsam mit Wolfgang Lackerschmid, Manfred Schoof und Ryan Carniaux spielt er auch regelmässig in der Band TTT des „Malerfürsten“ und Pianisten Markus Lüpertz.

Martin Sasse
hat im Laufe seiner Bühnenkarriere mit nahezu allen Legends im internationalen Jazz zusammengearbeitet und zählt lange schon selbst zu den herausragenden Jazz-Pianisten in Europa. Er hat zehn Alben unter eigenem Namen veröffentlicht und spielt als Gast auf zahllosen Aufnahmen und bei Konzerten weltweit. Legenden des Jazz prägen und prägten seinen Weg, darunter Al Foster, Jimmy Cobb, Steve Grossman und Lee Konitz. Für Billy Cobham und Hiram Bullock wechselte er vom Piano an die Hammond B3 und präsentiert sich als hervorragender Organist.

Sasse spielte Tourneen mit den New York Voices, Dusko Gojkovich, Al Foster, Rick Margitza oder Dick Oatts und war Pianist bei Till Brönners Reihe „Talking Jazz“ in der Bundeskunsthalle in Bonn. Er begleitete Gesangsgrößen wie Roberta Gambarini, Tierney Sutton, Janis Siegel (Manhattan Transfer) und Bobby McFerrin. Zu seinen regelmäßigen Partnern gehören Philip Catherine, Peter Bernstein, Dennis Mackrel und Scott Hamilton.

Das Martin Sasse Trio besteht in wechselnden Formationen bereits seit fast dreißig Jahren. Schon das erste Album, „Here we come“ (2000), erhielt international beste Kritiken. Auf späteren Alben sind Vincent Herring, der Miles Davis-Saxophonist Steve Grossmann und Gitarrist Peter Bernstein zu hören. Für das Album „Good Times“ mit Charlie Mariano erhielt das Trio 2010 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Auch Weltstars aus Pop und Klassik hat Martin Sasse begleitet, darunter Bobby McFerrin, Tommy Emmanuel und Chris de Burgh. Er trat mit Jose Carreras, Luciano Pavarotti und Placido Domingo auf und spielte mit Sting und den Bochumer Symphonikern die Europatournee „Symphonicity“. Mit Helge Schneider, Udo Jürgens und Udo Lindenberg gehören auch einige der größten deutschsprachigen Entertainer zu Sasses Spielpartnern.

Der hochgelobte Film „Blue“, der auf der „Jazzahead“ in Bremen uraufgeführt wurde, begleitete über zwei Jahre Sasses Auftritte, u. a. im legendären Jazzclub „Smalls“ in New York und im berühmten Annex Sound Studio in Tokio. Seine Konzertreisen haben Martin Sasse durch Europa und die USA geführt, nach Japan und China, nach Ägypten und in den Sudan. Er unterrichtet am Institut für Medien und Musik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.



Dieses Album enthält kein Booklet

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