Il Barbarino Paul Kieffer
Album Info
Album Veröffentlichung:
2017
HRA-Veröffentlichung:
22.03.2017
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 Tenore di Napoli - (Anonymous): 02:57
- 2 Fantasia I - (Fabrizio Dentice 1539-1581): 02:56
- 3 Da poi che vidi vostra falsa fede - (Giovanni Pierluigi da Palestrina 1525-1594): 01:43
- 4 Fantasia II - (Fabrizio Dentice): 02:45
- 5 Volta de Spagna - (Anonymous): 01:11
- 6 Fantasia - (Giovanni Antonio Severino ?): 02:44
- 7 Pavana de España - (Anonymous) 03:42
- 8 Gagliarda bella - (Anonymous): 01:34
- 9 Fantasia III - (Fabrizio Dentice): 02:56
- 10 Io piango et ell' il volto - (Anonymous): 01:37
- 11 Fantasia - (Luis Maymón ?): 02:23
- 12 Volta - (Anonymous): 01:33
- 13 Ricercar - (Francesco Canova da Milano 1497-1543): 01:25
- 14 Ricercar (Francesco Canova da Milano): 01:52
- 15 Fantasia - (Giulio Severino ?): 02:55
- 16 Folias en primer tono - (Anonymous) 01:25
- 17 Fantasia - (Perino Fiorentino 1523-1552): 03:43
- 18 Fuga - (Francesco Cardone ?): 04:50
- 19 Tocata - (Anonymous): 01:17
- 20 Fantasia IV - (Fabrizio Dentice): 03:42
- 21 Canto llano y contrapunto - (Francesco Cardone): 01:59
- 22 Ricercar - (Francesco Canova da Milano 1497-1543): 02:33
- 23 Fantasia (Perino Fiorentino): 02:33
- 24 Matachin con sus diferencias (Anonymous): 03:30
Info zu Il Barbarino
Die Laute des 16. Jahrhunderts blieb nicht lange sechschörig – im Bass wurden bald weitere Saitenpaare hinzugefügt. Viola und Vihuela machten diese rasche Entwicklung nicht mit – aus diesem oder anderen Gründen verloren sie an Popularität und verschwanden schließlich aus dem Musikleben. Als „Königin der Instrumente“ blieb die Laute für Jahrzehnte an der Spitze der Popularitätsskala, was Musikinstrumente angeht.
Paul Kieffer hat ein Programm zusammengestellt, das aus sechs Quellen schöpft. Unter ihnen ist natürlich das hier schon weitreichend behandelte 1536er Lautenbuch von Johannes Sultzbach, dazu ein späterer Druck mit Kompositionen von Francesco da Milano, das „Lautenbuch des Philipp Hainhofer“ (D:W) und schließlich das „Barbarino Lute-Book“ (PL:Kj = Kraków Biblioteka Jagiellońska), das der CD den Namen gegeben hat. Diese Handschrift war bis zum Zweiten Weltkrieg unter Mus. ms. 40032 im Besitz der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin, danach – um kriegsbedingter Beschädigung oder Zerstörung zu entgehen – ausgelagert und schließlich im Bestand der Biblioteka Jagiellońska in Kraków. Dieter Kirsch und Lenz Meierott haben 1992 Handschriften mit gleicher Historie beschrieben und in Buchform einen Katalog „Berliner Lautentabulaturen in Krakau“ herausgegeben (Mainz u.a., Schott, 1992). Sie bestätigen Handschrift und Signatur … aber warum John Griffiths, der Autor der sleeve-notes, die Handschrift „Barbarino Lutebook“ und, darauf sich beziehend, die CD ebenso benennt, das verschließt sich mir. Die gesamte Fachliteratur kennet die Handschrift nur unter „mus. ms. 40032“, ich auch — aber „Barbarino“?
Wie spielt Paul Kieffer die Musik auf Laute und Viola? bzw. Wer ist er überhaupt? Paul ist in den USA aufgewachsen, hat danach in Europa studiert und, so liest man im Klappentext, überall hier solo und in Ensembles gespielt. Dies ist seine zweite CD – die erste kennen wir.
Hier, in der früheren Musik, wirkt er viel weniger beflügelt, als ich ihn auf seiner CD mit Musik vom Jakobus Reis kennengelernt habe … und das hat keineswegs damit zu tun, dass die Musik, die er nun spielt, weniger elaboriert oder primitiver wäre, als die des Polen! Nein, Paul Kieffer könnte deutlich sensibler darauf achten, Melodien als Folgen miteinander verbundener Einzeltöne zu spielen (das nennt man „legato“). Das ist bei einem Instrument, das nur Einzeltöne spielen kann, schwierig … aber es geht und mindestens muss der Zuhörer den Eindruck haben, der Interpret bemühe sich darum. Und ist es nicht so, dass gerade die Musik aus der Zeit Francescos da Milano, in der erste Versuche gemacht wurden, polyphone „absolute Musik“ auf die Bühne zu bringen, jeden Aufwand verdient, das gesangliche Prinzip zu verwirklichen? Dieses Mal enttäuscht mich Paul Kieffer ein wenig – dieses Mal fehlt mir etwas Leichtigkeit, etwas filigrane Kunstfertigkeit. Dabei ist die Idee, Musik für Laute und für Viola da mano in ein Programm zu packen, höchst aufschlussreich und künstlerisch vielversprechend! Was wir hier geboten bekommen, ist jedenfalls keine Lehrstunde in Sachen Musikgeschichte!
Paul Kieffer, Laute, Viola da mano
Paul Kieffer
entdeckte seine Liebe zur Laute schon während seiner Jugend. Im Alter von 26 Jahren veröffentlicht er nun sein zweites Soloalbum (Arcana | Outhere Music). Das erste, das dem königlich französischen Lautenisten Jacob Polonois gewidmet ist, erhielt bereits internationale Anerkennung durch zahlreiche Experten der Lauten- und Alte Musik-Szene. Kieffer trat in Festivals für Alte Musik in Utrecht, Brügge, Ambronay und Barcelona auf und gab Solokonzerte in Italien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz, den USA und Kanada. Als Kammermusiker spielte er in den meisten europäischen Ländern (z.B. Berlin – Philharmonie Großer Saal; Paris – Cité de la Musique; Madrid – Teatro Real; Lissabon – Grande Auditório da Gulbenkian; Moskau – Bolshoi Theatre; St. Petersburg – Bolshoi Zal; Athen – Megaron) sowie weltweit. Er konzertiert regelmäßig mit bedeutenden Künstlern der Alten Musik und mit Ensembles wie Concerto Copenhagen (DK), Scherzi Musicali (BE), Ensemble La Fenice (FR), Capriccio Barockorchester Basel (CH), MusicAeterna (RU), Neumeyer Consort (DE), Ensemble Phoenix (DE) und anderen. Zurzeit arbeitet er als Repetitor auf Lauten und verwandten Instrumenten an der Schola Cantorum Basiliensis, wo er auch sein Studium mit Auszeichnung absolvierte.
Booklet für Il Barbarino