Roger Chapman
Biographie Roger Chapman
Roger Chapman
Wer die faszinierende Karriere des kurz „Chappo“ genannten Musikers verfolgt hat, der weiß schon von dessen Vielseitigkeit. Obwohl Chapman aus Leicester in den englischen Midlands stammt, interessiert er sich als Jugendlicher wenig für den Rock’n’Roll seines Heimatlandes. „Meine Helden waren allesamt Amerikaner. Little Richard, Chuck Berry, Eddie Cochran, Gene Vincent – die waren für mich das einzig Wahre.“
1966 stößt er zu The Farinas; der damals 24-jährige Sänger findet in dem Leadgitarristen Charlie Whitney den perfekten Songwriting-Partner. Der Durchbruch kommt allerdings erst, als die Band sich in Family umtauft, nach London zieht und sich der markanten Mischung aus Jazz, Blues, Folk, Prog und psychedelischem Rock widmet, die in ihrem legendären Debütalbum Music In A Doll’s House von 1968 mündet. „Wir haben nicht bewusst versucht, anders zu sein“, meinte Chappo einst. „Kalkül war nie im Spiel. Im Gegenteil: Unser Musik war naiv und ehrlich.“
Als Anfänger lässt er sich von seinen Vorbildern aus den USA inspirieren. „Ich habe tatsächlich geglaubt, ich klinge wie Little Richard oder Ray Charles.“ Mit der Zeit aber erweist sich seine Stimme innerhalb von Großbritannien als einmalig: Sein Gesang ist in einem Moment ein kreischendes Geschrei und im nächsten ein Balsam für die Seele – und stets durch seinen Vibrato unverkennbar. Außerdem zeichnet er sich durch seine beinahe manische Intensität auf der Bühne aus. Mit seiner Hilfe spielt Family in der britischen Psychedelic-Bewegung ganz oben mit. „Teil dieser Szene in den sechziger Jahren zu sein, war etwas Besonderes für mich“, blickt Chapman zurück.
Family genießt damals großen Zuspruch auf beiden Seiten des Atlantiks und hat in dem einflussreichen Radio-DJ John Peel einen prominenten Unterstützer. Bis zur Auflösung der Band 1973 bringen sie sieben LPs heraus; ihren größten Erfolg erlangen sie 1972 mit der Single „Burlesque“, der Platz 13 in Großbritannien erreicht. Für Chappo und seinen Songwriting-Partner Whitney geht es danach mit dem Americana-Projekt Streetwalkers weiter, das 1976 mit dem Album Red Card einen beachtlichen Erfolg verbucht. „Der Name der Band hatte nichts mit leichten Mädchen zu tun“, verdeutlicht er. „Die Idee kam von schäbigen Managern.“ Im Jahr 1979 beginnt mit dem Album Chappo schließlich die Solokarriere dieses ideenreichen Sängers und Songwriters. Mehr als vier Jahrzehnte später führt er nun mit Life In The Pond die Fäden zusammen – auch dank Songbeiträgen von John „Poli“ Palmer und eines fantastischen Gastauftritts seines langjährigen Kollegen Geoff Whitehorn an der Gitarre. Chapmans Stimme klingt so stark wie in den goldenen Zeiten. Seine musikalische Aufgeschlossenheit ist größer denn je.