Die Zeiten sind hart. Der Bedarf am Normalen und auch am Trostspenden nimmt stark zu. Die Jazz-Szene trägt dem zunehmend Rechnung mit Wohlfühlmusik und sogar mit Seelentröstendem. Zu Ersterem darf man auch das neue, das elfte Album der Nils Landgren Funk Unit zählen. Funk is my Religion bekennt die Funk Unit, deren Anführer, der schwedische Posaunist mit seiner knallroten Posaune, dem die eher beschwingte Gangart des Jazz bereits seit seiner langen Geschichte als Sideman geläufig ist, als er unter anderen mit ABBA und Herbie Hancock zugange war. Die relaxte Stimmungslage hat er auf seine in der neunziger Jahren gegründete Funk Unit erfolgreich übertragen, der heutzutage der Bassist Magnum Coltrane Price, der bereits von Anfang an zur Band gehört, der Tenorsaxophonist Jonas Wall, der Gitarrist Andy Pfeiler, der Mann am Keyboard Petter Bergander und der Schlagzeuger Robert Ikiz angehören.
Die Stücke auf Funk Is My Religion wechseln zwischen Instrumentalstücken und dem Gesang der Band, allem voran Nils Landgren, der ohne Weiteres als glaubhafter Soulsänger durchgehen kann, dessen nordischer Akzent das kleine Etwas ausmacht, das ihn von Seinesgleichen angenehm aufregend unterscheidet. Die Stücke auf dem Album stammen übrigens alle von den Mitgliedern der Band, wobei der größte Teil der Stücke vom Chef der band stammen.
Wer auf jazzig aufgemotzter Partymusik à la Funk steht wird dieses Album lieben. Funk Is My Religion spricht allerdings auch Nichtpartygänger an, die auf beschwingt dargebotenem Jazz stehen, der einfach Laune macht. Mit diesem Ansatz bringt die Band Schwung in die Bude und erfüllt damit die aktuell besonders benötigte Sehnsucht nach Normalem und Lebenswertem.
Der Spaß beim Abhören des Albums beginnt mit „Amanda“, einem Stück, das eher sachte groovend in die Welt des Funk einführt, die in den nachfolgenden Stücken sofort ungebremst in die Tat umgesetzt wird. „Anyway You Want It“ kommt denn auch von der Posaune und der Saxophon vorwärtsgedrängt funkmäßig umgehend zur Sache. An James Brown anknüpfend treibt „See Ya In Court“ das funkige Treiben weiter voran. „Funk Is My Religion“ erinnert an die Anfänge des Funk, als Aufruf-und-Antwort-Refrains in waren, die heute im Funk nur noch selten zu hören sind. Bei aller funkigen Gangart vergisst die Band nicht, dem verstorbenen Kollegen Esbjörn Svensson das Stück „ES in Memorian“ zu widmen. „NLFU Will Never Stop“ (NFLU = Nils Landgren Funk Unit ) bestätigt flockig locker dargebracht das bunte Funk-Treiben auf dem Album, das mit „Scramblin“ ‚feierlich‘ sein Ende erreicht und zum seinem sofortigen Dacapo einlädt.
Der Nils Landgren Funk Unit gelingt es wieder einmal, den Funk Jazz, dessen Anfänge in den siebziger Jahren liegen, am Blühen zu halten und mit Funk Is My Religion Spaß und Freude in unserer eher düstere Welt zu verbreiten.
Nils Landgren, Posaune & Gesang
Magnum Coltrane Price, Bass, Gesang & Keyboards
Jonas Wall, Tenorsaxofon & Gesang
Andy Pfeiler, Gitarre & Gesang
Petter Bergander, Keyboards & Gesang
Robert Ikiz, Schlagzeug