Album info

Album-Release:
2019

HRA-Release:
15.11.2019

Album including Album cover

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FLAC 44.1 $ 13.20
  • 1 Cats 02:42
  • 2 Time Rewind 03:52
  • 3 Stick Freeze and Die 04:06
  • 4 Sorry Boy 03:17
  • 5 Leisure Mate 01:59
  • 6 Tiger 04:49
  • 7 Night Rider 02:55
  • 8 Kiddo 04:24
  • 9 Fuckin' Comp 03:47
  • 10 I Put Down Our Ring 04:11
  • 11 Let's Make Love 04:30
  • Total Runtime 40:32

Info for Time Rewind

„Synthpop für die Menschen von übermorgen.“ LIUN + The Science Fiction Band eröffnet ein neues Kapitel im Katalog von Lucia Cadotsch und Wanja Slavin. „Time Rewind“ klingt nach Urban Music mit dunklen Beats, zeigt die verschlungene Verspieltheit von Jazz und liebt dennoch die Flächen und Hooks des frühen Synthiepop. Was digital, was analog ist, führt in die Irre im musikalischen Labyrinth, aus dessen Mitte klarer Gesang dringt. Flöten, Synthies, Bläser, Streicher aus dem Rechner, aber auch solche aus Holz, Trommeln mit Schweinehaut oder aus Nullen und Einsen: Die Hörenden verlaufen sich genüsslich in diesem Garten, bis das Bild zu flimmern beginnt.

"Remember the name Lucia Cadotsch – you’re going to be hearing a lot of it!“, schrieb der britische „Guardian“ über die Schweizer Sängerin, die seit 17 Jahren in Berlin lebt. Hier hat sie den Nährboden für ihre musikalischen Visionen gefunden. Auch die Pressestimmen zum Münchner Saxophonisten Wanja Slavin überschlugen sich früh, bevor er nach Berlin zog und nebst eigenen Bands auch viele andere produzierte. Cadotsch erhielt mit ihrem Trio Speak Low 2017 einen Jazz Echo, Slavin 2014 nahm den Preis 2014 für „bester Instrumentalist“ nach Hause. Es ist schon viel passiert für die beiden, bevor wir nun das Debut von LIUN + The Science Fiction Band hören dürfen.

Woher kommt nun dieser Lockruf aus der Mitte des Labyrinths? Aus dem Wald! Denn die Wurzeln von LIUN + The Science Fiction Band liegen in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern Brandenburgs, wo 2012 alles begann. Gemäß dem Maya-Kalender sollte die Welt untergehen. Das Duo verbrachte drei Monate damit, Songs zu schreiben, Splatter-Filme zu schauen und auf die Apokalypse zu warten. Das Ende der Welt blieb aus. Und die Aufnahmen, die während des verschobenen Weltenbrandes entstanden, markieren den Anfang einer gemeinsamen Reise. Es ist, wie auf diesem wundersamen Album zu hören, ein verwunschener Weg der Verwandlung, der Neuerfindung und des unablässigen Werden...

„Time Rewind“ lockt im Kern mit einem Freiheitsversprechen. Vielleicht sagt es: Komm, hab keine Angst, lass uns mit der Zeit spielen. Zeit nehmen, Zeit dehnen, Zeit verdichten. Zum einen im Sinne von Time, denn im Jazz bedeutet das auch das sichere Gefühl für Takt und Groove, das man gerade dann braucht, wenn man die Taktgrenzen mal überwindet, verkürzt oder verlängert. Zum andern gilt das auch für die Grenzen zwischen den Geschlechtern, für das Fließen der Figuren von Mann zu Frau oder auch zu den Tieren - viele unbestimmte Wesen geistern durch die Texte von Cadotsch. Sie reflektieren vieles, was sie in den letzten sieben Jahren beschäftigte und manches anders sehen ließ. Zum Beispiel, was Rollenvorbilder betrifft: „Den Song Kiddo habe ich für meine Heldinnen wie Uma Thurman als Kiddo in „Kill Bill“ geschrieben, für Nina Simone oder Peaches, für Erykah Badu, Billie Holiday oder Audrey Hepburn. Für Frauen, die mich auf meinem Weg inspirierten.“

Ist es Zufall, dass Tiger und Katzen durch die Songs rennen? Nicht nur in „Cats“, der ersten Nummer des Albums? Eine ziemlich große Katze steht schon im Bandnamen: LIUN, auf der zweiten Silbe betont, ist der Löwe auf Rätoromanisch, in der vierten Schweizer Landessprache im verwunschenen alpinen Osten, wo die Familie von Lucia Cadotsch herkommt.

Musikalisch sind die Zeitsprünge erst recht zu hören, es sind Tigersprünge, die in der Geschichte etwas reißen, den Hunger der Gegenwart stillen und in Richtung Zukunft sprinten. Das ist ganz schön viel gleichzeitig, selbst für einen Musiker wie Wanja Slavin: „Manchmal fühlte ich mich wie ein Oktopus an einer Kinoorgel, während ich Instrumente einspielte, gleichzeitg arrangierte, produzierte, und dabei auch noch versuchte zu mischen.“

Cadotsch und Slavin haben immer wieder zurückgespult und die bereits aufgenommenen Versionen mit Neuem überschrieben. „Alle Songs auf der Platte sind Remixe von verschollenen Originalen“, sagt Slavin lachend. Space Jazz oder Psychedelic Pop sind als ferne Archive noch hörbar, aber der Sound von LIUN + The Science Fiction Band ist so eigensinnig und betörend, wie nur die Zukunft klingen kann. Jetzt ist sie da. Und sie klingt so unbeschreiblich futuristisch, wie man sie hierzulande selten hört.

Kein Wunder, dass der Weg dahin etwas länger gedauert hat. Das Projekt heißt auch deshalb LIUN + The Science Fiction Band, weil es eine Zeit lang als reines Herzprojekt überlebte. Science Fiction Band, so fühlte es sich zwischenzeitlich an für Cadotsch und Slavin: wie ein Wunsch an die Zukunft, als Band, die es nur in ihrer Vorstellung gab. Doch warum nicht an die Zukunft glauben? Ist das nicht eine der Aufgaben der Musik, etwas anderes als die schnöde Gegenwart für möglich zu halten?

Das heißt nicht, dass nur die gute Laune überlebt. Oft schleicht der Beat so bedrohlich und synthetisch, dass der tiefe Wald von einem nächtlichen Club kaum mehr zu unterscheiden ist. Akustische und künstliche Streicher verfugen sich zu einer dräuenden Dramatik, die in scharfem Kontrast zur Stimme steht. Cadotsch klingt kühl, und doch nah am Ohr. Bei LIUN + The Science Fiction Band zeigt sich der Jazz als Beweglichkeit, als warme Sounds in synthetischem Kontext. Und auch in der Freude an Ambivalenzen.

„Time Rewind“ ist aufregend, neu, und ständig in Bewegung. „Ich mag Debutalben. Man weiß noch nicht, wer man ist und wohin es geht. Wie Verliebte!“, sagt Cadotsch. Tatsächlich geht es in den Texten auch um Liebe, um Sex und das Spiel in den Zwischenwelten. Die Geigen stehen am Himmel, die Körper kleben am Boden und dampfen. Dazwischen ist viel Platz.

Eins der Wunder von „Time Rewind“ ist, dass das Album unter diesen Druckverhältnissen nie schwer klingt. Die Musik behält ihre Leichtigkeit selbst dann, wenn hinter der prallen Ideenfülle die Ahnung der Gefahr lauert, die dunkle Seite lockt oder der langsame Verfall bereits süßlich riecht. Jede wahre Schönheit weiß um ihr Ende. Hier kehren sie zurück, die unheimlichen und oft langsamen Filme, die sie am helllichten Tage geschaut haben, in den Brandenburger Wälder unter dem Sonnenschirm. Diese Spannung gilt es jetzt zu genießen. Wie im letzten Lied: „ You say that I´m not around / I say I´m here won´t let you down / You watch me flying high above / I say come here let´s make love“.

Live setzen sie diese einfach komplexe, orchestrale klingende, dann wieder minmale Musik mit Dan Nicholls an den Synthesizern (Squarepusher, Matthew Herbert, Strobes und Killing Popes) und Ludwig Wandinger am Schlagzeug um.

Es ist davon auszugehen, dass die Reise auch live weitergeht und die Musik neue Wege sucht. Alles andere wäre ein Wunder. Denn schon auf dem Album schafft sie es, aus den Wäldern rauszukommen und ins Offene zu wandern. Dort, wo der Ozean beginnt und alles möglich erscheint. Kalifornischer klang noch keine deutsche Band.

“This album is a time capsule that captures different states of my personality between 2013 and 2018. It’s a kaleidoscope of memories, thoughts and feelings of the past five years.” - Lucia Cadotsch

“Playing most of the instruments as well as arranging, producing and mixing simultaneously, felt like an octopus playing a cinema organ.”- Wanja Slavin

«Ich bin ein Sammler. Es gibt keinen Stil, den ich bevorzuge. Es geht mir weniger um das Material oder die geschmackliche Einordnung, sondern um die Art, wie man es spielt.» - Wanja Slavin

Lucia Cadotsch, Gesang, Samples
Wanja Slavin, Synthesizer, Saxofon
Dan Nicholls, Synthesizer
Ludwig Wandinger, Schlagzeug, Samples




Lucia Cadotsch
Geboren in Zürich, Schweiz. Neben ihren Bands LUCIA CADOTSCH SPEAK LOW, SCHNEEWEISS + ROSENROT, LIUN & THE SCIENCE FICTION BAND und YELLOW BIRD, ist sie auch als Solokünstlerin unter dem Namen LIUN aktiv.

Nach langjähriger Gesangs- und klassischer Klavierausbildung studierte Lucia Cadotsch Jazzgesang an der Universität der Künste Berlin und am Rytmisk Musik Konservatorium in Kopenhagen. Schön früh fing sie an nach ihrem eigenen Gesangs- und Musikstil zu suchen. Ihre Idee war, mit der Stimme wie mit einem Instrument umzugehen und auch musikalisch wie eine Instrumentalistin zu denken. So entwickelte sie einen unverwechselbaren Ausdruck.

2006 gründete Lucia Cadotsch die Band SCHNEEWEISS + ROSENROT, mit der sie Europaweit über hundert Konzerte auf grossen Festivals und Clubs spielte und drei Alben veröffentlichte: Salt crusted dreams (2009), Pretty Frank (2011), Pool (2012). Fast zehn Jahre lang feilten die vier Bandmitglieder in kollektiver Kooperation an ihrer Musik, die frei sein sollte von „festgefahrenen Ideen, was Jazz sein soll oder nicht sein soll.“ Das gefiel T.C. Boyle: „I like what you’re doing, like the disjointed rhythms and the Bjorkish vocals. Congratulations.“ Und DIE ZEIT schrieb „Schneeweiss + Rosenrot war ein Ereignis im Deutschen Jazz.“

2012 gewann SCHNEEWEISS + ROSENROT mit dem „Neuen Deutschen Jazzpreis“ die höchstdotierte und wichtigste nationale Auszeichnung im Jazz.

2015 gründete sie das Trio LUCIA CADOTSCH SPEAK LOW mit Petter Eldh und Otis Sandsjö und veröffentlichte mit der Country-Jazz-Bluegrass Band YELLOW BIRD das Album „SING“ (enja).

In Kollaboration mit Wanja Slavin schreibt und produziert sie neue Songs für LIUN & THE SCIENCE FICTION BAND, die im September 2015 ihre Premiere auf der Konzertreihe Serious Series in Berlin feierte und im Dezember eine EP aufnehmen wird.

Neben ihren eigenen Bands ist Lucia Cadotsch mit Hayden Chisholm und dem Lucerne Jazz Orchestra, Rainer Böhm, Don Philippe (Freundeskreis), Dan Freeman, der Künstlerin Paul Polaris, Kathrin Pechlow, Christian Weidner, Johannes Lauer, Georg Graewe Orchestra, SUPER 700 CHOR, LE VERY (ehem. Nias) zu hören.

Wanja Slavin
Mit vorgefahrenen oder sicheren Fährten des Mainstream kann er wenig anfangen. Stattdessen bahnt er sich mit einer gelungenen Mischung aus profunder Musikalität und gesundem Selbstbewußtsein, aus Eigensinn und verlässlicher Intuition seinen eigenen Weg." Das stellte die Münchner TZ 2007 nach einem Konzert des damals gerade 20jährigen fest. "Zwischen Genie und Wahnsinn" (SZ) changiere seine Musik und er sei die "Hoffnung" oder gar die "Zukunft des deutschen Jazz". Er gewann einige Nachwuchspreise (einen 2. Preis bei „Jugend Jazzt“, den „New Generation“-Förderpreis des Bayerischen Rundfunks und den 2. Preis Gasteig Musikwettbewerb).

Es ist ihm gelungen, sich zu lösen von dem Nimbus des saxofonistischen Ausnahmetalents. In den vergangenen Jahren hat er eine eigene Ästhetik und schlüssige musikalische Sprache gefunden in der vielgesichtigen, aktuellen Jazzszene und ist zu einer der absolut hörenswerten Stimmen seiner Generation geworden.

Nach einem frühen Erfolg mit einer seiner ersten Band „Hipnosis“, die mit 5000 verkauften CDs schnell international Anerkennung fand, sich dann aber vor dem richtigen Durchbruch wieder auflöste, machte er früh als Bandleader Station auf einigen gewichtigen Bühnen: beim Münchner Klaviersommer, wo er mit Kenny Wheeler debütierte, beim Moers-Festival, beim Finale des BMW Jazz-Award, beim Klaeng Festival in Köln, bei der Jazzdor Strassbourg-Berlin und natürlich bei zahllosen Konzerten in Clubs und auf Festivals in ganz Europa.

Von Beginn an hat Wanja sich nie auf ein funktionierendes Bandkonzept konzentriert, sondern immer in unterschiedlichen Konstellationen gespielt und oft die Besetzungen seiner Bands geändert, bis es die richtigen waren.

Nach einer frühen und schönen Duo CD mit dem Pianisten Marc Schmolling und einer einzigen Platte unter eigenem Namen, mit dem Franzosen Mederic Collignon als Gast (Scirocco, Jazzwerkstatt, 2009) ist erstmal eine Weil nichts veröffentlicht worden.

Es waren Jahre der Suche bis 2013 die Trioplatte Slavin-Eldh-Lillinger „Starlight“ (Unit Records) rauskam. Ein kollektives Werk, in dem es um die Adaption von Hip-Hop Grooves und dabei weniger um Abstraktion als um eine Übersetzung in das eigene Genre geht. Hier ist deutlich der raue Duktus des zeitgenössischen Berliner Jazz zu hören. Es ist eine Grenzauslotung der Klanglichkeit und auch der Konzeption des klassischen Saxofontrios. Für dieses Album wurde er 2014 mit dem Echo Jazz als Instrumentalist des Jahres national Saxofon/Woodwinds ausgezeichnet.

2014 folgte mit „For Very Sad and Very Tired“ (WhyPlayJazz) das Debut seiner Band Lotus Eaters. Auffallend lang gestaltete sich die Suche nach den richtigen Musikern. In der ersten Besetzung gewann er den 2. Preis beim BMW Jazz Award, um direkt danach die Band mehrmals umzubesetzen. Er spielte immer wieder in neuen Konstellationen. Um das zu finden, was er „einen guten Vibe“ nennt und auszuprobieren, wie die Musiker mit dem musikalischen Material umgehen und in einem Prozess eine gemeinsame übergeordnete Idee der Musik zu finden, denn es gibt keine komplexen Arrangements. Es geht "einfach um Songs". Die „Musik ist voller Referenzen — jedenfalls in meinem Kopf: Alles bezieht sich immer auf irgendetwas, das schon einmal da gewesen ist“, erklärt Slavin: „Die Musik meiner CD zeigt die Tradition, in der ich stehe.“ Es sind umkomplizierte Kompositionen, die kaum mehr als eine Seite Papier brauchen. Gesangliche Melodien und klare Formen mit Akkordstrukturen. So betrachtet ist er ganz unberlinerisch - ein Melodiker im klassischen Sinn. Keith Jarret, Charles Lloyd, aber auch Joni Mitchell nennt er hier als Referenz. "Da ist kein Unterschied zwischen einem Jodeltrio und A Love Supreme oder wenn Wilhelm Backhaus kurz vor seinem Tod das Wiegenlied von Brahms spielt. Das ist alles eines und darum geht es."

2015 erschien Amok Amors „Amok Amor“ (Boomslang Records). Zum Trio Slavin-Eldh-Lillinger kam der US-Trompeter Peter Evans. Das paßte sofort. Im kollektiven Quartett fanden sich vier außergewöhnliche Musiker, die musikalisch eine klare Botschaft vermitteln: "This is urgent music. Amok Amor surveys the threats and prospects of music in our world today. The world is changing, but this music will survive. Amok Amor is essential listening for anyone who is concerned about the primary challenges still facing the human race and is wondering where to find a ray of hope." Mit dieser Haltung und beeindruckender instrumentaler Virtuosität sorgten Amok Amor sofort für Furore auf großen internationalen Bühnen wie dem London Jazz Festival, Pori Jazz, AMD Festival Geneve, Bezau Beats, Elbjazz, PAN Festival, Jazzdor Berlin, Jazzdor Strasbourg, Moers Festival und Jazz Baltica.

Aktuell arbeitet er mit Lucia Cadotsch aka LIUN an einem neuen Projekt LIUN & THE SCIENCE FICTION BAND. Dunkle, treibende, in sich verschachtelte Beats, schimmernde Synthesizerklänge und versponnene orchestralen Arrangements zollen den geistigen Paten Nofretete, Scarface, Peter Greenaway, Kiddo, Nina Simone und Alfred Schnittke Tribut.

Als Sideman nahm er einige CDs mit klangvollen Namen auf - bei Christian Lillingers GRUND 1 (Clean Feed 2009) mit Joachim Kühn, Robert Landfermann und Jonas Westergaard, bei Marc Lohrs GERÄT 7 (Unit Records 2013) mit vielversprechenden Newcomern der Skandinavischen Szene, bei Gerhard Gschlössls G9 GIPFEL (Jazzwerkstatt 2010) mit den Haudegen der Berliner Szene Axel Dörner, Tobias Delius, Rudi Mahall, Alexander von Schlippenbach und John Schröder, bei Johannes Lauers LAUER LARGE mit der Elite der innovativen deutschen und schweizer Szene. Als Saxofonist, Produzent und Arrangeur war er auf dem Debut Album von Anna Maria Sturm „Tales of Woe“ (WhyPlayJazz 2014) beteiligt.

2015 erschienen „Blume“ (Unit Records) mit Magnus Schriefl, Bernhard Meyer und Peter Gall) und Christophe Schweizer‘s Young, Rich and Famous „Grand Grace“ (Between the lines), 2016 das Album „Dream Delivery“ (For Tune) des Igor Osypov Quartets.

In verschiedenen Konstellationen spielte er ausserdem u.a. mit Kenny Wheeler, Joachim Kühn, Peter Evans, Franz Ferdinand, Axel Dörner, Jochen Rückert, Ben van Gelder, Alexander von Schlippenbach, John Schröder, Harald Härter, Marty Cook, Pablo Held, Nils Klein, Johannes Lauer, Christian Lillinger, Petter Eldh, Rainer Böhm, Kalle Kalima, Ronny Graupe, Ralph Alessi, Jim Black, Zhenya Strigalev, Nasheet Waits, Bill McHenry, Peter und Bernhard Meyer.

Zahlreiche Rundfunkmitschnitte (u.a. für BR, SWR, DLF, RBB, NDR, BBC, Mezzo TV) dokumentieren einige dieser Zusammenarbeiten.

Wanja macht keine Musik, die sich hinter Floskeln versteckt, hinter bewährten Formen oder Konzepten. Es ist Ureigenes, das sich seine klug ausgewählten Mitmusiker kongenial zueigen machen. Archaisch und gleichzeitig intellektuell durchdrungen, eine ergreifende, in Töne gefasste Düsternis, die extreme Tiefenschärfe besitzt.

Dabei fußt alles auf profunder Kenntnis der Tradition. Bei so unterschiedlicher Musik stellt sich zwangsläufig die Frage nach Einflüssen und Stilistik. „Ich bin ein Sammler“ sagt Wanja und „Es gibt keinen Stil den ich bevorzuge. Es geht mir weniger um das Material oder geschmackliche Einordnung, sondern mehr um die Art wie man es spielt.“ Den Impulsen und Einflüssen sind keine Grenzen gesetzt und alle werden gleichermassen ernst genommen. So findet sich beispielsweise nie Ironie im Zitat, auch keine virtuos komponierte Brechung, kein Witz oder gar Epigonentum. Es geht ihm um die Suche nach einem ureigenen und eigenständigem Vokabular, nach einer Art Synthese aus der Summe dessen, was ihn umgibt. Das ist Eklektizismus in allerbestem Sinn.

Dazu kommt noch eine frappierenden Beherrschung des Instruments. Diese Virtuosität gehört dazu als ganz selbstverständliches Ausdrucksmittel, ist nie Selbstzweck. Als Improvisator zeigt er ein aussergewöhnliches Gespür für lange Bögen und logische Linearität. Hier hört man den Einfluß von Lee Konitz, bei dem er als 13jähriger einmal Unterricht hatte. Der wurde beendet, als Konitz Wanja fragte, ob er seinen eigenen Sound mag. Als Wanja das bejahte, warf Konitz ihn kurzerhand aus dem Raum. Trotzdem ist Konitz bis heute sein Vorbild. Seinen eigenen inzwischen unverwechselbaren Sound hat er aber nicht aufgegeben.

Es sind Kontraste zwischen denen er sich Wanja immer wieder neu zu definieren sucht. Das ist anstrengend und unbequem. Auch für seine Mitspieler.

Er ist auf der Suche nach der richtigen Art zu leben, nach der musikalischen Sprache, nach den Musikern, mit denen er seine Visionen am besten verwirklichen kann. Dabei fordert er sein Umfeld, seine Mitmusiker und Kollegen. Und die, die da mitmachen, gehören definitiv zur ersten Liga der deutschen und inzwischen auch internationalen Szene. Alle sind Repräsentanten einer Strömung der Jazzgemeinde, die neue Wege sucht und neue Kontexte für ihre Musik erschafft.

Dabei ist er extrem selbstkritisch und introvertiert, sehr ernsthaft und in gewissem Sinn demütig der Musik gegenüber. Introvertiert ist er auch auf der Bühne, sparsam in der Kommunikation mit dem Publikum - solange es um Worte geht. Wenn er spielt, dann explodiert eine musikalische Kraft, die ihresgleichen sucht. (Kathrin Pechlof, 2016)



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