Album info
Album-Release:
2019
HRA-Release:
30.09.2020
Album including Album cover
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- 1 Levante 09:47
- 2 Charm Quark 01:46
- 3 Time to Change 07:00
- 4 Beauty Quark 01:07
- 5 Party Dying 07:17
- 6 Truth Quark 01:25
- 7 Mic-Talla 07:57
- 8 Strange Quark 01:05
- 9 Taiko 07:43
- 10 Down Quark 01:22
- 11 Marzipan 09:47
- 12 Up Quark 01:20
- 13 Comecar De Novo 04:46
Info for Levante
Dass Frederik Köster zu Deutschlands führenden Jazztrompetern gehört, ist hinlänglich bekannt. Der vielfach ausgezeichnete Kölner (zwei Jazz-Echos, Neuer Deutscher Jazzpreis, WDR-Jazzpreis) wird seit Jahren von Medien und Publikum hochgelobt und feiert auf internationalen Festival- und Clubbühnen Erfolge. Zu seinem persönlichen Stil gehört eine bemerkenswerte stilistische Offenheit. Sie reicht von pointierten Elektronik-Einsätzen und sogar orientalischen Annäherungen bei seinem Quartett Die Verwandlung über impressionistische Intimität im Duo mit Pianist Sebastian Sternal (Album Canada) bis hin zur spektakulären Kooperation mit dem Philharmonischen Orchester Hagen, die auf dem Album Homeward Bound Suite Anfang 2018 veröffentlicht wurde. Darüber hinaus arbeitete Köster, „Säule des deutschen Jazz“ (Reinhard Köchl / Jazzthetik) bereits mit Albert Mangelsdorff, Randy Brecker, Ack van Royen, Lalo Schifrin, Trilok Gurtu, Nils Petter Molvaer, Biréli Lagrène & WDR Bigband und komponierte für diverse Orchester.
Kösters Zusammenarbeit mit dem Sirocco Saxophone Quartet, das sich bislang auf kammermusikalisches Repertoire (von Klassik bis Neue Musik) spezialisiert hat, knüpft nahtlos an oben genannte Produktionen an. Zwar ging die Initiative diesmal nicht von ihm aus, dennoch empfindet Köster das gemeinsame Album Levante als „logische Konsequenz“. Für Greta Schaller, Mitgründerin des 2006 am Royal College in London entstandenen Quartetts, ist die Erweiterung ihres Ensembles aus klassisch geschulten Saxophonisten um einen improvisierenden Jazzmusiker hingegen komplettes Neuland. Der Faktor des spontanen Ausdrucks habe sie gereizt, erklärt Schaller stellvertretend für Sirocco, ebenso die zusätzlichen Klangfarben von Kösters Trompete und Flügelhorn. „Wir hatten erwartet, dass vieles anders wird. Trotzdem waren wir umso positiver überrascht von den Auswirkungen, wenn bestimmte Aspekte des gemeinsamen Spiels nicht mehr vorhersehbar sind. Frederiks Improvisationen haben auch unseren Umgang mit den Noten beeinflusst, obwohl wir uns als Quartett nicht von den Partituren lösen. Aber wir reagieren auf seine Energie und Spielweise, etwa in unserer Dynamik oder indem wir bei Groove-Stücken etwas härter artikulieren als gewohnt.“
Seit seiner Gründung hat das Sirocco Saxophone Quartet vor allem in Deutschland und England, beispielsweise in St Martin-in-the-Fields und der Wigmore Hall in London, aber auch in anderen europäischen Ländern Konzertbesucher begeistert. 2014 und 2015 veröffentlichte das Quartett zwei Alben mit klassischen Tänzen bzw. zeitgenössischer Musik. Aus der Gründungsbesetzung ist heute nur noch Greta Schaller dabei, Gregor Böhmerle stieß 2014 dazu. Vor rund zwei Jahren wurde Sirocco zum rein deutschen Ensemble. Die neuen Mitglieder, Martin Hilner und Kristof Dömötör, kannte Schaller unter anderem von Engagements im Gürzenich und WDR Orchester, bei den Düsseldorfer und Bergischen Symphonikern, der Neuen Philharmonie Westfalen und dem Sinfonieorchester Wuppertal. Tenorsaxophonist Dömötör beherrscht (als einziger im Quartett) gleichermaßen die klassische und die Jazz-Schule, was sich auf Levante an seinem markanten Solo im groovigen Time To Change zeigt.
Zwei persönliche Verbindungen legten die Grundsteine für die ungewöhnliche und eindrucksvolle Zusammenarbeit des Sirocco Saxophone Quartet mit Frederik Köster. Schon vor rund zehn Jahren hatte Greta Schaller den Trompeter bei gemeinsamen Engagements in Köln kennengelernt. Thilo Schaller, Professor für Musikproduktion und (Film-)Komponist, war wiederum vor rund fünf Jahren maßgeblich an der Aufnahme von Kösters und Sternals Canada beteiligt. Selbstverständlich zeichnet Greta Schallers Bruder nun auch als Tonmeister für den transparenten Klang von Levante verantwortlich, das nach ausdehnten Proben im August 2018 binnen drei Tagen live im Fattoria Studio Osnabrück eingespielt wurde.
Für das Repertoire beauftragte Sirocco Komponisten aus seinem Umfeld. Gregor Böhmerle, der selbst sämtliche kleinen Intermezzi verfasste, die nun auf der CD Verbindungen zwischen den größeren Werken herstellen, hatte in Stuttgart Kontakte zur jungen Sophie Pope und dem etablierten Eberhard Budziat. Der von Kristof Dömötör angesprochene Itai Sobol kannte wiederum Köster aus gemeinsamen Studientagen. Einige Tonsetzer lieferten auch Noten für den Trompeter, andere ließen dessen Rolle komplett offen. Er habe dennoch stets die Partitur für das Quartett mitgelesen, sagt Köster, weil dort vieles ausformuliert sei, auf das er punktuell Bezug nehmen, das er als Ausgangspunkt für die Band-interne Kommunikation oder eigene Improvisationen nutzen konnte.
Levante stammt aus Kösters Feder und ist nach dem warmen Wind des westlichen Mittelmeeres benannt, der Surfer an der spanischen Atlantikküste freut. Suggestive Intervalle und eine subtile, aber stetige Beschleunigung vermitteln eine dem Levante entsprechende Intensität. Sophie Popes hinterlistiges Party Dying verlangt von den Saxophonen viele über die normale Spielweise hinaus gehende Klangfarben und Glissandi, zu denen Köster prägnant freie, scharfkantige bis spitze Fanfaren bläst. Gewitzt flirtet Pope anfangs mit kleinen Zitaten aus Popsongs, ihre übermütige Party endet indes mit Tinnitus, von den Saxophonen durch virtuose Überblas-Technik intoniert. Noch mehr Streicher-Assoziationen wecken die Bläser bei Thilo Schallers komplexem, teilweise von Minimalismus inspiriertem Mic-Talla. Sternals Taiko fordert das Quartett ebenfalls heraus und lässt die Trompete, teils einem Frage-Antwort-Spiel ähnlich, interagieren. Marzipan weckt, anders als sein Titel verheißt, Erinnerungen an südamerikanische Expressivität und Grandezza, nicht zuletzt durch Kontraste zwischen kantig-rhythmischen Phrasierungen und fast schwelgerischen, aber unkitschigen Melodien. Um einiges lyrischer wirkt zum Schluss Começar de novo, dessen Titel programmatisch verstanden werden könnte. Tatsächlich gehört der Song von Ivan Lins zu Kösters heimlichen Lieblingsstücken, die er schon immer mal interpretieren wollte.
Natürlich bezieht sich der Name des Sirocco Saxophone Quartet auf den gleichnamigen heißen Sahara-Wind. Die Haltung des Ensembles vereint souveränes Können und Aufgeschlossenheit, Energie und Spielfreude. Zusammen mit Frederik Köster geht Sirocco einen individuellen Weg, findet zwischen präzise angelegten musikalischen Landschaften (Klassik, Moderne, Film- und Theatermusik-Anklänge) und Jazzwildwuchs mit klarem Kompass die eigene Richtung. Levante ist ein ungewöhnliches Werk fern aller Stereotypen, das neben einer Menge kluger Details auch viel Seele zeigt.
Sirocco Saxophone Quartet
Frederik Köster, Trompete
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This album contains no booklet.