Album info

Album-Release:
2017

HRA-Release:
06.10.2017

Label: Traumton

Genre: Jazz

Subgenre: Mainstream Jazz

Artist: Veras Kabinett

Album including Album cover

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Formats & Prices

Format Price In Cart Buy
FLAC 44.1 $ 11.00
  • 1 Schrei doch 03:50
  • 2 Flamingo 04:21
  • 3 Jahresfest 03:10
  • 4 Der letzte warme Tag 02:44
  • 5 Viola 04:39
  • 6 Zeitgeist 03:43
  • 7 Schaum 04:21
  • 8 Fest der Liebe 03:22
  • 9 Am ersten warmen Tag 03:58
  • 10 Gespenst 05:37
  • 11 Das Ende der Nacht 04:22
  • Total Runtime 44:07

Info for Schaum



Klug, sensibel, humorvoll: Gegensätze können anziehend sein, das gilt im Leben wie in der Kunst. Findet auch Vera Mohrs, eigenwillige Sängerin und profilierte Songschreiberin aus Berlin. Seit einigen Jahren betreibt sie ein hintersinniges Spiel mit künstlerischen Kontrasten. Ihr Album Ungetüm, 2014 im Kern-Trio Veras Kabinett eingespielt und durch einige Gäste (u.a. Streichquartett, Bläser) bereichert, wurde dafür weithin gelobt. Etwa in der FAZ: „Songs, die mit unaufdringlich eingängigen Melodien, ausgefeilten Details und interessanten Gedanken stets einige Schritte abseits des Mainstreams wandeln“, und in der TAZ: „Chansons gegen den Strich und mit unerwarteten Klangideen“. Folkworld konstatierte „eine hochintelligente Mischung“ und „brillant arrangierte Musik“, der Weserkurier befand: „ihre Stücke sind scharfsinnig und poetisch“. Nicht nur der Presse fiel seinerzeit auf, wie gekonnt Vera Mohrs kluge Inhalte in trügerische Leichtigkeit verpackte. Melodien mit Ohrwurm-Potential und ungewohnte Harmonien gehen bei ihr Hand in Hand. Bislang schrieb Mohrs weitgehend akustische Arrangements, die zwischen Kammermusik- und Jazz-Ästhetik changierten. Nun tendiert der Sound des Kabinetts in eine etwas andere Richtung.

Elektronische Vignetten, hier ein Puls, da ein suggestives Geräusch, erweitern das Spektrum Richtung Moderne und verdichten die Atmosphäre. Geblieben ist das feine Gespür für Details und Transparenz. Auf subtile Art rückt Vera Mohrs ihren Inspirationsquellen aus dem Pop näher, etwa Björk und Kate Bush, Fiona Apple und Sohn. Neben klanglichem Stilwillen zeigt sie als Autorin entschiedene Ernsthaftigkeit. Humor blitzt trotzdem weiterhin auf, insgesamt wirken ihre deutschen Texte persönlicher denn je. Als sensible Beobachterin lotet Mohrs seelische (Un-)Tiefen ihrer Figuren aus, findet berührende, unpathetische Worte für substantielle Themen, Vergänglichkeit und Abschied inklusive. Moralkeulen überlässt sie anderen, nachdenkliche Worte kleidet sie absichtsvoll in Dur statt Moll. Dazu kreiert sie einige Melodien, die kaum mehr aus dem Kopf gehen. Kluge künstlerische Kontraste eben.

„Das Konzept, mit dem wir als Kabinett angefangen haben, schien mir zuletzt einigermaßen ausgereizt“, erklärt Vera Mohrs ihre Neuausrichtung. Die studierte Komponistin und Jazz-Pianistin führt weiter aus: „Ich wollte gradlinigere Beats, außerdem Harmonien von Keyboards und Synthesizern, die mein Klavierspiel einrahmen.“ Letztlich kommen neben digitaler und analoger Elektronik weiterhin viele natürliche Klänge zum Einsatz, darunter auch solche, die sich nicht sofort identifizieren lassen. Violine und Cello streichen perkussiv-tonlose Phrasen, das Atmen einer Luftpumpe untermalt geisterhafte Stimmungen, Klopfen auf den Flügel und Schläge auf Sofa oder Kisten ersetzen ein echtes Schlagzeug. Bassist Dominik Lamby, Wegbegleiter seit 2007, spielte schon immer mit Effektgeräten; manche Passagen des Albums bereichert er durch übereinander geschichtete Flächen, teilweise setzt er seinen E-Bass als Melodie-Instrument ein. Viele neue Ideen steuert Ko-Produzent Kostia Rapoport bei, wie Vera Mohrs Absolvent der Hochschule für Musik und Theater Hannover.

„An der Uni haben wir uns gar nicht so oft gesehen, weil Kostia am Institut für Neue Musik eingeschrieben war“, erinnert sich Vera Mohrs, „aber wir hielten stets Kontakt, sind zufällig zur selben Zeit von Hannover nach Berlin gezogen und haben uns danach immer wieder gegenseitig bei Konzerten besucht.“ Mohrs und Rapoport wurden 1984 in ein musikalisches Elternhaus geboren, die eine in Köln, der andere in Russland. Während Mohrs ihre Jugend in Mainz verbrachte, wuchs Rapoport in Aachen auf, wohin seine Eltern 1990 emigrierten. Gemeinsam ist ihnen die Sozialisation mit Klavier und europäischer Klassik. Während Vera Mohrs bei Julia Hülsmann studierte, ihr Kabinett etablierte, zudem zwischen 2008 und 2011 mit der Band Lichter aktiv und unter anderem als Support für Klez.e auf Tournee war, begeisterte sich Rapoport schon zu Schulzeiten auch für die Arbeit im Tonstudio. Nach einigen Jahren als Keyboarder in Bands konzentrierte er sich auf Komposition und Produktion vorwiegend elektronischer Musik. Seit 2010 schrieb er wiederholt für Theater, darunter die Schaubühne, das Residenztheater München, Schauspiel Frankfurt sowie die Staatstheater in Karlsruhe, Mainz und Wiesbaden.

Die gemeinsame Arbeit an Schaum war für beide ungewohnt, „weil wir normalerweise Entscheidungen alleine treffen und nicht darüber diskutieren.“ Autonomie an den musikalischen Partner abzugeben sei ihr anfangs nicht leicht gefallen, sagt Mohrs. „Manchmal war es einfacher, wenn Kostia mein Klavierspiel mit seinen Klangideen einfach umrankt hat, manchmal musste ich mich aber auch zurücknehmen.“ Das übergeordnete Ziel war, für jeden Song einen speziellen Sound zu finden, der die Stimmung, den Geist des Liedes einfängt und vermittelt. Andererseits durften die Stücke klanglich natürlich nicht zu weit auseinander driften. Letztlich gelang eine Spannweite, die von sehr intimen bis zu dynamischen Passagen reicht. Gleichzeitig kristallisierte sich eine andere Gesangshaltung von Vera Mohrs heraus. „Ich wollte diesmal so nah wie möglich klingen, den Ausdruck nicht durch Kraft, sondern über meine Artikulation vermitteln. Ich denke, dass ich die Hörer so mehr in meine Gedankenwelten hole.“

Alle Themen auf Schaum haben sie emotional beschäftigt, sagt Vera Mohrs. Das Titelstück ist ein gutes Beispiel, wie Realität die Phantasie der Autorin beflügeln kann. „In Hannover haben wir neben einem getarnten Bordell gewohnt und beobachtet, wer da so kommt und geht“, erzählt Mohrs. „Ich habe mich in einen einsamen Kunden hineinversetzt, der versucht, dort eine intime Situation zu schaffen, aber von seinem professionellen Gegenüber gar nicht als Person gesehen wird.“ Das Missverhältnis von Erwartungen und Gefühlen wird hier lediglich umschrieben, nicht gewertet, was das Lied umso stärker macht. Mohrs' Stimme imaginiert das Fragile der Situation. „Den Klang von weichen Wolken, den man hört, wenn man mit dem Ohr ganz nah an Badeschaum rangeht.“

Ähnlich hintergründig klingt Viola. Die Schönheit des blassen Veilchens trifft auf die Erinnerung an einen warmherzigen Menschen; die Melancholie des Textes wird von feinsinnig-undramatischer Musik aufgefangen, aber nicht unterwandert. Aufmunternd wirken das philosophische Schrei doch oder Am Ende der Nacht. Andere Texte drehen sich um Unentschiedenheit, die Verabschiedung einer alten und die Magie einer aufkeimenden neuen Liebe. Bisweilen lässt sich das Politische im Privaten zwischen den Zeilen erkennen, in Zeitgeist wird Mohrs konkret, indem sie ironisch über Mitläufer sinniert.

Schaum zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung von Veras Kabinett. Die neuen Songs offenbaren starken Gestaltungswillen, beziehen musikalisch wie inhaltlich Stellung, vereinen nachdenklichen Songwriter- und differenzierten Pop-Gestus. Klare Melodien und Sätze bleiben im Kopf und rufen unmittelbare Assoziationen hervor; beim wiederholten Hören lassen sich weitere Bedeutungsebenen und Klänge entdecken. Mit dem vielschichtigen neuen Album setzt Veras Kabinett einen individuellen und ausdrucksstarken Wegweiser in die deutsche Singer/Songwriter-Landschaft.

Vera Mohrs, Gesang, Klavier
Dominik Lamby, Bass
Kostia Rapoport, Beats, Synthesizers
Hartmut Ritgen, Schlagzeug



Veras Kabinett
klingt wie keine andere deutsche Band. Das Trio um die Berliner Komponistin & Sängerin Vera Mohrs präsentiert deutschsprachiges Independent-Kunstliedgut aus eigener Feder! Brachial-ekstatisch, melancholisch-intim, provokant und schmeichelnd, manchmal sehr bizarr und fast immer abenteuerlich klingt es, wenn die Klavierpoetin sich mit Hartmut Ritgen (Schlagzeug) und Dominik Lamby (Bass) auf die Achterbahnfahrt durch die endlosen Dimensionen dessen begibt, was gemeinhin Popmusik genannt wird. Geschichten von Puppen, Piraten und Ungetümen, von surrealen Verstrickungen, wilden Karussellfahrten und geheimen Expeditionen werden zu einer musikalischen Reise verflochten, bei der garantiert keiner einschläft! Die nächste CD erscheint 2014 bei Traumton Records. „Gewöhnlich geht anders.“ (MagaScene)

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